Page - 137 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
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Tagen und aus dem Leben seiner Mutter; aber von
dem, was ich erwartet hatte — kein Wort. Und so
wurde auch ich immer zurückhaltender und kälter. Als
er sich zum Gehen erhob, machte ich keinen Versuch,
ihn Zu halten und forderte ihn auch nicht auf, wieder-
zukommen.
Und als er drauĂźen war, stĂĽrzte ich wieder zu
den noch offen liegenden roten Heften hin und schrieb
den unterbrochenen Satz weiter:
„Ich fühle, daß — alles aus ist ... daß ich mich
schmählich getäuscht habe, daß er mich nicht liebt und
jetzt auch glauben wird, daĂź er mir ebenso gleichgĂĽltig
ist, wie ich ihm. Beinahe abstoĂźend habe ich mich be-
nommen. Ich fühle — er kommt nie wieder. Und
doch enthält die Welt keinen zweiten Menschen für
mich! So gut, so edel, so geistvoll ist keiner mehr
— und so lieb wie ich Dich gchabt hätte, Friedrich,
so lieb hat Dich keine andere, Deine Prinzessin — zu
der Du zurückgekehrt zu sein scheinst — schon gewiß
nicht. Mein Sohn Nudolf. Du follst mein Trost und
mein Halt sein. Fortan will ich von Frauenliebe
nichts mehr wissen; nur die Mutterliebe soll mir Herz
und Leben ausfĂĽllen . . . Wenn es mir gelingt, einen
solchen Mann aus Dir zu bilden, wie jener einer ist
— wenn ich einst von Dir so beweint werde, Nudolf,
wie jener seine Mutter beweint, so werde ich mein
Ziel erreicht haben."
Eigentlich eine thörichte Einrichtung, das Tagcbuch-
schreiben. Dicsc stctZ wechselnden, zerflieĂźenden und neu
erstehenden Wünsche, Vorsätze und Anschauungen, welche
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik