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welcher der kriegerische Geist noch viel lebendiger war,
als in der unseren, und in welcher das Weltmitleid,
das nach Abschaffung alles Elends begehrt und jetzt
in immer größere Kreise dringt, noch sehr unbekannt
war."
„Was hilft's? Elend muß es immer geben —
das läßt sich nicht abschaffen, ebensowenig wie der
Krieg." ...
„Sehen Sie, Graf Althans, mit diesen Worten
kennzeichnen Sie den einstigen, jetzt schon sehr er-
schütterten Standpunkt, auf welchem sich die Ver-
gangenheit allen sozialen Übeln gegenüber verhielt,
nämlich den Standpunkt der Resignation, mit der man
das Unvermeidliche, das Naturnotwendige betrachtet.
Wenn aber einmal beim Anblick eines großen Elends
die zweifelnde Frage „Mußte es sein?" ins Herz ge-
drungen ist, so kann das Herz nicht mehr kalt bleiben,
und es steigt neben dein Mitleid zugleich eine Art
Reue auf — keine persönliche Neue, sondern — wie
soll ich sagen? — ein Vorwurf des Zeitge-
wissens."
Mein Vater zuckte die Achseln. „Das ist mir
zu hoch," sagte er. „Ich kann Sie nur versichern, daß
nicht nur wir Großväter mit Stolz und Freude an
die durchgemachten FcldZüge zurückdenken, sondern daß
auch die meisten von den Jungen und Jüngsten, wenn
befragt, ob sie gern in den Krieg zögen, lebhaft ant»
worden würden: Ja gern — fehr gern."
„Die Jüngsten — gewiß. Die haben noch den
in der Schule eingepflanzten Enthusiasmus im Herzen.
V. v. Suttner, Die Waffen üiederl I.
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik