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ich eine so unerquickliche Diskussion heraufbeschworen
habe, und lassen Sie mich Abschied nehmen."
StĂĽrmische Empfindungen durchbebten mich. Alles,
was er eben gesprochen, hatte mir den teuren Mann
noch teurer gemacht . . . Nnd jetzt sollte ich von ihm
scheiden — vielleicht auf Nimmerwiedersehen? So vor
anderen Leuten ein kaltes AbschicdZwort mit ihm
wechseln und damit alles zu Ende sein lassen?... Es
war nicht möglich: ich hätte, wenn die Thüre sich
hinter ihm geschlossen, in Schluchzen ausbrechen mĂĽssen.
Das durfte nicht sein. Ich stand auf:
„Einen Augenblick, Baron Tilling," sagte ich . . .
„ich muß Ihnen doch noch jene Photographie zeigen,
von der wir neulich gesprochen."
Er schaute mich erstaunt an, denn es war zwischen
uns niemals von einer Photographie die Nede gewesen.
Dennoch folgte er mir in die andere Ecke des Salons,
wo auf einem Tische verschiedene Albums lagen und
— wo man sich außer Gehörwcite der anderen befand.
Ich schlug ein Album auf und Tilling beugte sich
darĂĽber. Indessen sprach ich halblaut und zitternd
zu ihm:
„So lasse ich Sie nicht fort.. . Ich will, ich muß
mit Ihnen reden."
„Wie Sie wünschen, Gräfin — ich höre."
„Nein, nicht jetzt. Sie müssen wiederkommen...
morgen, um diese Stunde!"
Er schien zu zögern.
„Ich befehle es . . . bei dem Andenken Ihrer
Mutter, um welche ich mit Ihnen geweint —"
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik