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nuch den diskretesten Menschen nicht zu GrabeZver-
schwiegenhcit verpflichten — also können Sie mir dop-«
pelt glauben. Und übrigens: hätte ich Wien verlassen
wollen, wenn jenes Gerücht begründet wäre?"
„Eifersucht kennt keine Vernunftschlüsse: hätte ich
Sie hierher bestellt, wenn ich gekommen Ware, um
meinen Vetter Althaus zu treffen?"
„Es wird mir schwer, Martha, so ruhig neben
Ihuen herzureiten . . . Ich wollte Ihnen zu FĂĽĂźen
fallen — wollte wenigstens Ihre geliebte Hand an
meine Lippen führen —"
„Lieber Friedrich," sagte ich zärtlich, „solche Er-
güsse sind nicht nötig — auch nnt Worten kanu man
huldigen, wie mit einem Kniefall und liebkosen, wie —"
„Mit einem Kuß/' ergänzte er.
Nach diesem letzten Worte, das uns beide elektrisch
durchzuckte, schauten wir uns eine Zeit lang m die
Augen und erfuhren, daĂź man auch mit Blicken kĂĽssen
kann . . .
Er sprach zuerst:
„Seit wann?"
Ich verstand die unvollendete Frage ganz gut.
„Seit jenem Diner bei meinem Vater," antwortete
ich. „Und Sie?"
„Sie? Dieses Sie ist eine Dissonanz, Martha.
Soll ich die Frage beantworten, so werde sie anders
formuliert."
„Und Du?"
„Ich? Wohl auch seit demselben Abend. Aber
so recht klar wurde cs mir erst am Sterbebett meiner
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik