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HcrzcnZdater, schau' nicht so bitter drein — verdirb
mir das hohe Glück nicht, welches ich zu dieser Stunde
empfinde — mein guter, geliebter alter Papa!
„Aber Kind," antwortete er in etwas besänftigtem
Tone, denn ein wenig Zärtlichkeit Pflegte ihn gleich zu
entwaffnen: „es ist ja eben Dein Glück, was ich im
Auge habe. Ich könnte mit keinem Soldaten glücklich
werden, der nicht mit Leib und Seele Soldat ist."
„Du brauchst ja Tilling nicht zu heiraten," be-
merkte Tante Marie ganz zutreffend. „Das Soldaten-
tmn ist das geringste," fügte sie hinzu; „aber ich
könnte mit einem Manne nicht glücklich werden, der von
dem Gott der Bibel in so wenig ehrerbietigem Tone
rcdct, wie neulich —"
„Erlaube mir, Dich aufmerksam zu machen, liebste
Tante, daß auch Du Friedrich Tilling nicht zu heiraten
brauchst."
„Des Menschen Wille ist sein Himmelreich," sagte
mein Vater mit einem Seufzer, indem er sich wieder
niedersetzte. „Natürlich wird Tilling quittieren?''
„Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Lieber
wäre es mir freilich — aber ich fürchte, er wird es
nicht thun."
„Weim ich denke, daß Du einem Fürsten einen
Kurb gegeben hast," seufzte Tante Marie, „und jetzt
statt Dich zu erheben, wirst Du auf der gesellschaft-
lichen Leiter hinabsteigen!"
„Wie unfreundlich Ihr beide seid — und Ihr be-
hauptet doch, mich lieb zu haben. Da komme ich zu
onch — das crste Mal seit des armen Arno Tode —
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik