Page - 198 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
Image of the Page - 198 -
Text of the Page - 198 -
— 198 —
Zeiten zu Hause bleiben zu müssen, ist für den Sol-
daten doch gar zu hart."
„Trifft es Dich hart, mein Friedrich, bei mir zu
bleiben?" fragte ich, nachdem ich den Brief gelesen.
Er drückte mich an sein Herz. Diese stumme
Antwort genügte mir.
Aber was half's? Um meiue Nuhe war es doch
geschehen. Jeden Tag konnte der Marschbefehl kommen.
Würde der unselige Krieg nur schnell zu Ende ge-
führt! ... Mit größtem Eiser las ich in den Zeitungen
die Berichte vom Kriegsschauplatz und wünschte heiß,
daß die Verbündeten rasche nnd entscheidende Siege
erföchten. Ich gestehe es, der Wunfch war nicht vor
allem ein patriotischer. Lieber war es mir immerhin,
wenn der Sieg auf unserer Seite blieb; aber was ich
von diesem erhoffte, war die Veendignug des Kampfes,
ehe mein Alles in der Welt dahin entsendet werde,
in zweiter Linie erst der Triumph meiner Landsleute
und in allerletzter Linie die Interessen des „mecr-
mnschlungencn" Stück Landes. Ob mm Schleswig zu
Dänemark gehörte, oder nicht, was in aller Welt tonnte
mich das anfechten? Und schließlich — was focht es
die Dänen nnd die Schlcswig-Holsleiner selber an?
Sahen denn die beiden Völker nicht ein, daß es nur
ihre Lenker waren, welche um Land - und Machtbesitz
sich stritten, daß es in diesem Falle zum Veispicl nicht
um ihr Wohl und Wehe, sondern um die Gelüste des
Protokoll-Prinzen und des Augustcuburgers sich handelte?
Wenn mehrere Hunde um ein paar Knochen sich raufen,
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik