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„Schon seitdem Du mir ins Auge gesehen hast
— nicht mehr. — Weißt Du, Friedrich, daß ich sehr
unglücklich gewesen wäre — Dir aber doch verziehen
hätte. Lori ist kokett, sehr hübsch . . . Sag' — hat
sie Dir nicht Avancen gemacht? — Du schüttelst den
Kops. . . Nun freilich: hierin hattest Du ein Recht
ja beinal/ die Pflicht, sogar mich anzulügen — ein
Mann darf weder angenommene noch verschmähte
Frauengunst verraten."
-Du würdest mir also eine Verirrung verzeihen?
Bist Du nicht eifersüchtig?"
„Doch — auf Herzquälerische Weise . . . Wenn
ich Dich mir vorstelle, einer Anderen zu Füßen, von
den Lippen einer anderen Seligkeit nippend . .. gegen
mich erkaltet — jedes Begehren erstorben — das ist
mir schrecklich. Dennoch — das Ersterben Deiner
Liebe fürchte ich nicht — Dein Herz wird unter keinen
Umständen mehr gegen mich erkalten, dessen fühle ich
mich sicher — unsere Scelen sind ja so verschlungen,
aber —"
„Ich verstehe. Du brauchst mir aber durchaus
nicht zuzumuten, daß ich für Dich fühle wie ein Ehe-
mann nach der silbernen Hochzeit. Dazu sind wir
doch noch zu jung verheiratet — so weit das Feuer
der Jugend (ich bin freilich schon vierzig Jahre alt)
noch in mir lodert, brennt es für Dich. Du bist mir
das einzige Weib auf Erden. Und sollte in der That
noch einmal eine andere Versuchung an mich heran-
kommen — ich habe den festen Willen, sie von mir
abzuwehren. Das Glück, welches in dem Bewußtsein
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik