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liegt, den Trcucschwur bewahrt zu habcu; die stolze
Gcwisscnsruhe, mit der man sich sagen kann, daß man
den festgcschlungenen Lcbcnsbund in jeder Beziehung
heilig gehalten — das alles finde ich zu schön, um cs
durch einen vorübergehenden Sinncntaumel vernichten
zu lassen. Du hast überhaupt einen so vollständig
glücklichen Menschen aus mir gemacht, meine Martha
daß ich über alles, was Berauschung, was Lust, was
Vergnügen ist, so erhaben bin, wie der Besitzer von
Goldbarren über den Gewinn von Kupfermünzen."
Wie wonnig mir solche Worte ins Herz fielen.
Ich war dem anonymen Vriefschreibcr förmlich dank-
bar, daß er mir zu diesem süßen Auftritt verholfen.
Auch habe ich jedes Wort in die roten Hefte gesetzt.
Hier kann ich die Eintragung noch nachlesen, unter
dem Datum 1/4. 1865. Ach wie wcit — wie weit
liegt das allcs zurück!
Friedrich hingegen war gegen den Verleumder
höchlichst aufgebracht. Er schwor, herauszubringen,
wer das Machwerk verfaßt, um den Thäter gehörig zu
strafen.
Ich erfuhr noch am sclbcn Tage, was Ursprung
und Zweck des Schriftstücks gewesen; dcn Erfolg des-
selben — nämlich, daß Friedrich und ich uns nunmehr
noch ein wenig näher gekommen — hatte der Urheber
schwerlich vorausgesehen.
Am Nachmittage ging ich zu meiner Freundin Lori,
um ihr den Vricf zu zeigen. Ich wollte sie aufmerk-
sam inachen, daß sic einen Feind habe, von welchem
sie fälfchlich verdächtigt wurde, und wollte mit ihr über
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik