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Vaters Trinkrede „eine Kälte" verbreitete. Die Lom-
bardei und Schlesien — wahrlich, nach diesen fühlte
niemand unter uns ein dringendes BedĂĽrfnis. Und
der darunter versteckte Wunsch: „Krieg" — also neuer
Jammer, neue Todesqual — der stimmte schon gar
nicht Zu der weichen Fröhlichkeit, welche diese, durch
einen neuen Iicbesbund geweihte Stunde, in unseren
Herzen wachgerufen. Ich erlaubte mir sogar eine Ent-
gegnung :
„Nein, lieber Vater — für die Italiener und für
die PreuĂźen ist heute auch Neujahr . . . da wollen
wir ihnen kein Verderben wünschen. Mögen im
Jahre 66 und in den folgenden alle Menschen besser,
einträchtiger und glücklicher werden!
Mein Vater zuckte mit den Achseln!
„O, Du Schwärmerin," sagte er mitleidig.
„Durchaus nicht," nahm mich Friedrich in Schutz.
„Der von Martha ausgedrückte Wunsch beruht nicht
auf Schwärmerei — denn seine Erfüllung ist uns
wissenschaftlich verbürgt. Besser und einträchtiger und
glücklicher weiden die Menschen beständig — seit den
Uran sängen bis auf heute. Aber so unmcrklich lang-
sam, daĂź eine kleine Spanne Zeit, wie ein Jahr, kcm
sichtbares Vorwärtsschreiten ausweisen kann."
„Wenn Ihr so fest an den ewigen Forischritt
glaubt," warf mein Vater ein. „warum dann euer
häufiges Klagen über Reaktion, über Nückfall in die
Barbarei?" . . .
„Wäl" — Friedrich Zog einen Bleistift aus der
Tasche und zeichnete auf ein Blatt Papeir eine Spi-
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Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik