Page - 299 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
Image of the Page - 299 -
Text of the Page - 299 -
— 299 —
letzteren Rüstungen ist es gezwungen, sich auf Angriff
gefaßt zu machen.
So wird der zweistimmige Wechselgesang unaus-
gesetzt fortgeführt:
Meine Rüstung ist die defensive,
Deine Rüstung ist die offensive.
Ich muß rüsten, weil du rüstest,
Weil du rüstest, rüste ich,
Also rüsten wir,
Rüsten wir nur immer zu.
Die Zeitungen geben die Orchesterbegleitung zu
diesem Duo ab. Die Leitartikler schwelgen in soge-
nannter Konjekturalpolitik. Es wird geschürt, gehetzt,
geprahlt, verleumdet. Gcschichtswerke über den sieben-
jährigen Krieg werden veröffentlicht, mit der aus-
gesprochenen Tendenz, die einstige Feindschaft aufzu-
frischen.
Indessen, der Notenwechsel dauert fort. Unterm
7. April leugnet Osterreich nochmals offiziell seine
Rüstungen, spielt aber auf eine mündliche Äußerung
an, welche ViZmarck gegen Mrulyi gemacht hätte,
„daß man sich über den Gastciuer Vertrag leicht hin-
wegsetzen werde." — Also davon sollen die Völker-
schicksale abhängen, was zwei Herren Diplomaten in
mehr oder minder guter Laune über Verträge sprechen?
Und was sind das überhaupt für Verträge, deren Ein-
halten von dem guten Willen der Kontrahenten ab-
hängig bleibt und durch keine höhere schiedsrichterliche
Gewalt gesichert wird?
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik