Page - 85 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 2

— 85 — Zu den hundert Verzweifelten, welche hier stöhnten und seufzten, waren nur noch ein paar Verzweifelnde und Seufzende mehr hinzugekommen: „Was nun, was nun?" „Ich will das Haus des Pfarrers aussuchen", sagte Frau Simon, „oder fönst im Dorfe Beistand holen. Kommen Sie, Doktor, geleiten Sie mich mit Ihren Streichhölzern zum Ausgang zurück; und Sie, Frau Martha, bleiben indessen hier —" Hier, allein — im Finstern, inmitten dieser wim- mernden Leute, in dem erstickenden Geruch? Das war eine Lage! Mir schauderte bis in das Knochenmark. Aber ich widersprach nicht. „Ja", sagte ich — „ich bleibe an dieser Stelle und warte, bis Sie mit Licht zurückkommen." „Nein", rief Vresfer, indem er meinen Arm in den seinen schob, „kommen Sie mit — Sie dürfen in diesem Fegefeuer nicht zurückbleiben — unter den viel- leicht fiebertollen Menschen." Ich war dem Freunde für dieses Vorgehen dank- bar und klammerte mich fest an seinen Arm — das Zurückbleiben in diesen Räumen hätte mich vielleicht wahnsinnig gemacht vor Angst . . . Ach, ich war doch ein feiges, hilfloses Geschöpf, dem Unglück und den Schrecken nicht gewachsen, in welche ich mich da begeben hatte ... Warum war ich nicht zu Hause ge- blieben? Dennoch, wenn ich Friedrich wieedrfändc? Wer weiß, ob er nicht in diesen dunklen Räumen lag, die wir eben verließen? Ich rief — während des Hinausgehens — ürter seinen Namen, aber das ge-