Page - 99 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 2
Image of the Page - 99 -
Text of the Page - 99 -
Z
Ja — so war es. Erst gestern, spät am Abend
war Friedrich mit einem Verwuudctentransporte von
Böhmen nach Wien und von dort hierher gebracht
worden. Er hatte eine Kugel in das Bein bekommen,
eine Wunde, die ihn augenblicklich dienstunfähig und
pflegebedürftig machte, die jedoch gänzlich ungefährlich
war.
Aber auch die Freude ist schwer zu ertragen. Die
mir von meinen Schwestern so unvorbereitet zugeworfene
Nachricht: „Friedrich ist da" wirkte ebenso, wie die
Schrecknisse der vergangenen Tage: sie raubte mir die
Besinnung.
Man mußte mich aus dem Wagen in das Schloß
tragen und zu Bett bringen. Hier verbrachte ich —
war es die Nachwirkung des Narkorikums, war es die
Heftigkeit des Freudenschlages? —^ mehrere Stunden
in bald schlafender, bald delirierender Bewußtlosigkeit.
Als ich zu mir kam und mich in meinem Bette sah,
da glaubte ich, daß ich aus einem schweren Traum er-
wachte und daß ich von Grumitz gar nicht fortgekommen
war. Der Brief BrcsserZ, mein Entschluß nach Böhmen
abzureisen, meine Erlebnisse dortselbst — die Rückfahrt,
die angekündigte Heimkehr Friedrichs: Alles nur ge-
träumt . . .
Ich blickte auf. Am Fuße des Bettes stand meine
Kammerjuligfer.
„Ist mein Bad bereit?" fragte ich, .ich will auf>
stehen."
Jetzt stürzte aus einer Ecke des Zimmers Tante
Marie hervor:
?*
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 2
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 2
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.49 x 18.0 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik