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voranzusprengen — da war kein Zögern und Zagen
erlaubt. . . und was ich im Kriege geĂĽbt, das habe
ich jetzt unwillkĂĽrlich in der Liebe wieder ausgefĂĽhrt...
Verzeihen Sie — und seien Sie mir gnädig. Sie
schweigen, Komtesse? Verweigern Sie mir Ihre Hand?"
„Meine Schwester kann doch nicht auch so rasch
ĂĽber ihr Schicksal entscheiden," kam ich Nosa, welche
tiefbewegt nnd abgewandten Hauptes dastand, zu Hilfe.
„Ob unser Vater seine Einwilligung zur Heirat mit
eineni ,Feinde' geben, ob Rosa die so plötzlich einge-
flößte Neigung auch erwidern wird — wer kaim das
heute wissen?"
„Ich weiß es," antwortete sie und reichte dem
jnngen Manne beide Hände hin. Er aber riß sie
stĂĽrmisch an seiu Herz.
„O, ihr närrischen Kinder!" sagte ich und zog
mich leise einige Schritte zurĂĽck, bis zur SaalthĂĽc,
um zu wacheu, daß — wenigstens in diesem Augen-
blick — Niemand herauskomme.
Am folgenden Tag ward die Verlobung gefeiert.
Mein Vater leistete keinen Widerstand. Ich hätie
geglaubt, dah sein Preußenhaß es ihm unmöglich
machen wĂĽrde, einen der feindlichen Krieger und Sieger
in seine Familie nufZuiiehmen; aber sei es, daĂź er die
indiuidnelle von der nationalen Frage gänzlich trennte
— (ein gebräuchliche» Vorgehen: „Ich hasse Jene als
Nation, nicht als Individuen" hört man häusig be-
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 2
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 2
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.49 x 18.0 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik