Page - 188 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 2

— 188 — jetzt Friedrich in das Gespräch; „noch viel kräftiger als Sie, hat ein Öberststückh^uptmann im 1?. Jahr- hundert die Zuläfsigkeit der Kricgsgreuel durch Berufung auf die Bibel dargcthan. Ich habe mir das Schrift- stück aufgehoben und auch meiner Frau schon vorge- lesen, sie wollte sich aber mit dem darin ausgesprochenen Geiste nicht befreunden. Ich gestehe, mir kommt das Ding auch etwas — stark vor . . . und ich möchte geru Ihre Ansicht darüber hören. Wenn Si^ erlauben so bringe ich das Dokument." Er holte aus einem Schubfach ein Papier hervor, entfaltete es und las: „Der Krieg ist von Gott selbst inventieret und den Menschen gelehret worden. Den ersten Soldaten setzte Gott ein mit einem zweischneidigen Schwert vor das Paradies, um dem ersten Ne^ bellen, Adam, solches zu verbieten. Im Deuteronomium ist zu lesen, wie Gott sein Voll durch Moses zum Sieg encouragieren läßt und ihnen sogar seine Priester als Avantgarde gibt. Das erste Stratagema ward der Stadt Hai beigebracht. In diesem Iudenkrieg muszte die Sonne zwei ganze Tage aneinander am Firmament stehend leuchten, damit der Krieg und die Viclori konnte persequieret und viele Tausende erschlagen und die Könige aufgehenkt werden. Alle Kriegsgreuel sind vor Gott gebilligt, denn die ganz? heilige Schrift ist voll davon und beweiset genugsam, daß der rechtmäßige Krieg von Gott selber inventieret, daß also ein jeder Mensch von guleiu Gewissen in drmselbm dienen, leben und sterben kann. Seine Feinde mag er verbrennen oder ver« sengen, schinden, niederstoßen oder in Stücke zerhauen — es ist Alles recht, mögen Andere daran judizieren was sie wollen- Gott hat in diesen Stücken nichts verboten, sondern die grau- samsten Manieren, Menschen umzubringen, gcbilliget. Die Prophetin Debomh nagelte dcm Kricgsobersten Sissara den Koftf am Erdboden an. Gideon, der von Gott verordnete