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In diesem Ton ging cs noch lange fort: bald in
öliger Milde, gesenkten Hauptes, mit sanftem Tonfall
von Liebe, Himmel, Demut, „Kindlein", Heil und
„köstlichen Dingen"; — bald mit militärischer Kom-
mandostimme, bei stolz in die Brust geworfener Haltung,
von strenger Sitte und strammer Zucht — scharf und
schneidig — Schwert und Wehr. Das Wort „Freude"
wurde nicht anderZ als in den Zusammensetzungen
Todes-, Kampfes- und SterbenZfrcudigkeit gebraucht.
Vom feldprubstlichen Standpunkt scheinen eben Tötm
und Gctölttwerden als die vornehmsten Lebensfreuden
zu gelten. Alles Ăśbrige ist erschlaffende, sĂĽndhafte
Lust. Auch Verse wurden deklamiert. Zuerst das
KĂĽrncrsche:
Vater, du fĂĽhre mich
Führ' mich zum Siege, führ/ mich zum Tob«I
Herr, ich erkenne deine Gebote.
Herr, wie d« willst, so führe mich,
Volt lch «lenue dich!
Dann das alte Volkslied aus dem 30 jährigen
Kriege:
Kein sel'arer Tod ist in der Welt,
Vs wie vom Feind erschlagen,
Auf grĂĽner Ă„u', im freien Feld,
Darf nicht hären groß Wehklagen.
Im engen Bett, da einer allein
MuĂź an den TodeZreih'n,
Hier aber sind't er Gesellschaft few —
Fallen wie Kraut im Maien.
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 2
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 2
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.49 x 18.0 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik