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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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Das Museum: Ein Umriss | 79 ausgeübt werden muss, um wirksam zu sein. Sie ergibt sich vielmehr virtuell aus einem bestimmten Arrangement von Sichtbarkeit (der Überwachten) und Unsicht- barkeit (der Überwacher). Der Faktor der Sagbarkeit wiederum manifestiert sich für Deleuze in Aussagevektoren, welche die verschiedenen Elemente von Äußerungs- prozessen verbinden (also z.B. Personen, die sprechen, Orte, an denen gesprochen wird, Institutionen, welche die Modalitäten des Sprechens reglementieren, usw.). Quer zu diesen Linien von Sichtbarkeit und Sagbarkeit laufen bei Deleuze »Kräf- telinien«, entlang welcher »Macht« ausgeübt wird. Eine letzte Variante von Vektoren bilden für ihn jene, welche das Wirken der Subjektivität beschreiben (vgl. ebd.: 154ff.). Schon Foucault selbst hatte Subjektivierungsprozesse als eine der zentralen Funktionen von Dispositiven ausgemacht. Im Vorwort zur deutschen Ausgabe von Der Wille zum Wissen hebt Foucault ausdrücklich hervor, dass im Zentrum seiner Sexualitätsgeschichte die Frage stehe, welche diskursiven Praktiken innerhalb des Dispositivs ›Sexualität‹ den Sex zum konstitutiven Element von Selbstwahrnehmung und sozialer Verortung von Menschen werden ließen. Damit ist für Foucault zugleich die Frage aufgeworfen, wie der Mensch entlang seiner Sexualität als begehrendes Subjekt und damit als modernes Individuum schlechthin konstruiert wurde (vgl. Foucault 2012: 7f.).12 Deleuze sieht in den ›Linien‹ der Subjektivierung gewisserma- ßen jene Grenzen der Wirksamkeit des Dispositivs, die es aus sich selbst hervor- bringt. Indem es eine bestimmte Form von Subjekten produziert, können seine Vek- toren auch nur insoweit auf sie einwirken, wie es ihre spezifische Subjektivität erlaubt (Deleuze 1991: 156). Übersetzen wir uns dies in einfachere Termini, so begreift Deleuze Dispositive als Ordnungsgefüge der kulturellen Welt. Dispositive sind in seiner Diktion kom- plexe Systeme aus Prozessen, die niemals vollkommen gradlinig verlaufen und stets unweigerlich im Fluss sind. Sie bestimmen darüber, was in sozialen Gefügen wahr- genommen werden kann und welche Aussagen aus ihnen heraus formulierbar sind. Diese Ausrichtungen von Sagbarkeit und Sichtbarkeit produzieren bestimmte Macht- strukturen, und diese wiederum soziale Verortungen von Menschen − eben ›Subjek- tivierungen‹ – innerhalb derer sie beherrschbar sind. Am Museum lässt sich auch dies sehr gut nachvollziehen. Museumsausstellungen sind inszenatorische Sichtbarkeits- gefüge: Die Ausstellung kann nur auf bestimmten Pfaden erlebt werden, und auch die Kommunikationswege sind beschränkt. Der Museumsgänger kann zwar typi- scherweise mit seinesgleichen, selten aber mit den Ausstellungsmachern und Kura- toren sprechen. Damit wird ein bestimmtes Machtgefüge im Museum etabliert, und dieses wiederum schafft erst jene soziale Subjektrolle des ›Besuchers‹, in die man schlüpft, wenn man am Eingang seine Eintrittskarte erwirbt und sich in das Muse- umsdispositiv hineinbegibt. Als Forschungsperspektive greift das Dispositivkonzept damit 12 Vgl. für eine eingehendere Diskussion dieser Stelle Bührmann u. Schneider 2008: 29f.
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Title
Dinge – Nutzer – Netze
Subtitle
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Author
Dennis Niewerth
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
428
Keywords
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Category
Medien
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