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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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142 | Dinge – Nutzer – Netze tische Regel bringt die Welt hervor), will Simondon mit seiner Transduktionsvorstel- lung ein Erkenntnismodell anbieten, das nicht nur in eine Richtung funktioniert (vgl. ebd.: 110f.; vgl. Simondon 2007: 39f.). Hui nennt die Transduktion dementsprechend einen »empirischen Prozess der Umwandlung von Formen und Strukturen« (Hui 2013: 111) und verdeutlicht diese Funktionalität anhand des auch von Simondon selbst angeführten Beispiels des Kristallwachstums: Wird eine gesättigte Lösung (d.h. eine Flüssigkeit, in der so viel eines festen Stoffes gelöst ist, wie diese aufneh- men kann, ohne dass sich ein Bodensatz bildet) erhitzt, so bilden sich in ihr Kristalle nicht blindlings überall, sondern ausgehend von sog. ›Kristallisationskeimen‹ − Fest- stoffpartikeln, die bereits die notwendige kritische Größe aufweisen, um sich nicht wieder auflösen zu können und die Schicht um Schicht von Molekülen an sich zu binden imstande sind. Insofern geben die Keime die Form der Kristalle vor, die um sie herum entstehen können − und deren finale Form ist wiederum das Ergebnis so- wohl des ihnen von ihren Keimen eingeimpften ›Genotyps‹, als auch das der Inter- aktionsvorgänge, die in Gang kommen, wenn die von einzelnen Keimen ausgehend wachsenden Kristalle ineinander zu wuchern beginnen. Simondon schreibt (und das Zitat wird auch bei Hui wiedergegeben): Unter Transduktion verstehen wir einen physikalischen, biologischen, mentalen, sozialen Vor- gang, durch den sich eine Aktivität im inneren eines Bereiches nach und nach ausbreitet. Diese Ausbreitung beruht auf einer allmählich fortschreitenden Strukturierung des betroffenen Be- reichs: Jede Region der gebildeten Struktur dient der folgenden Region als Konstitutionsprin- zip, so dass sich zugleich mit diesem strukturierenden Vorgang eine Modifikation immer weiter ausbreitet. Ein Kristall, der ausgehend von einem sehr kleinen Keim wächst und sich in seiner Mutterlösung in alle Richtungen ausbreitet, liefert das einfachste Bild für den transduktiven Vorgang: Jede Molekulare Schicht, die bereits gebildet ist, dient der sich gerade bildenden Schicht als strukturierende Grundlage. Das Ergebnis ist eine netzartige Struktur, die sich er- weitert. Der transduktive Vorgang ist eine fortschreitende Individuation. (Simondon 2007: 40f.) Eine solche Emergenz von Struktur aus Interaktionsprozessen erscheint angesichts der zuvor attestierten Einheit von Gegenstand und Beschreibung bei digitalen Objek- ten sicherlich zunächst konterintuitiv − denn mit letzterer wäre ja zunächst impliziert, dass dem Objekt schon vor seinem Erscheinen auf der Interface-Ebene eine be- stimmte Identität zugeordnet sein müsse (vgl. Hui 2013: 111). Hui sieht indes gerade in dieser Eigenschaft digitaler Objekte ihr Potential begründet, in assoziativen Sinn- gefügen zusammenzufinden: Die identische Festgeschriebenheit des digitalen Objek- tes nämlich mache es erst möglich, es sowohl zwischen Menschen als auch zwischen Mensch und Maschine zu verhandeln. Sie schaffe vor allem »Bilder« und »Symbole« (ebd.: 112), die nicht nur in der Einbildung bzw. als schematischer Satz von Identi- tätsbedingungen im Kopf des menschlichen Betrachters existieren, sondern die auch
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Title
Dinge – Nutzer – Netze
Subtitle
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Author
Dennis Niewerth
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
428
Keywords
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Category
Medien
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