Page - 7 - in Palacký's Politisches Vermächtniss
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es zu mundiren. Es kamen an die 52 Unterschriften zusammen,
darunter waren von deutscher Seite die bedeutendsten Namen:
Karl Egon Ebert, Ignaz Kuranda, Moritz Hartmann, Alfred Meissner,
Kreutzberg und viele andere. Ich bewahre dieses unansehnliche
Stück Papier noch heute im Originale auf und werde es seiner
Zeit, als ein schätzbares Monument, im böhmischen Museum de-
poniren. Wie hätte ich nun, nach einer so erfreulichen Erfahrung, .
nicht der Meinung sein sollen, dass sich die Deutschen auch fer-
nerhin mit dem Genüsse eines gleichen Rechtes, wie wir es be-
sassen, in Böhmen begnügen werden? insbesondere, da unser Be-
schluss an diesem Tage allgemein belobt wurde, sowohl von der
Regierung als auch vom Publikum beider Nationalitäten?
Allein die gleichzeitige Wiener Losung „inniger Anschluss an
Deutschland" begann nicht lange darauf auch in Prag laut zu
werden, und die Böhmen waren nicht so gedankenlos, dass sie
nicht errathen hätten, es sei darunter die Unterordnung Böhmens
unter Deutschland gemeint. Ich wollte eben diese Frage mit Rück-
sicht auf die Länder der böhmischen Krone beleuchten und bereitete
gerade einen Zeitungsartikel darüber vor, als ich mit der Post ein
Schreiben aus Frankfurt von Soiron, dem Präsidenten des Fünf-
zigerausschusses, erhielt, ich möge auch in ihre Mitte kommen und
an der Ordnung der politischen Verhältnisse „des Vaterlandes"
mitwirken. Diess bewog mich, meinen Gedanken am 11. April 1848
die Form einer Antwort auf das Frankfurter Schreiben
zu geben, welche Antwort, als sie auch durch die Zeitungen nach
allen Richtungen bekannt wurde, eine unerwartete Sensation er-
regte, nicht allein in Prag und in Böhmen, sondern auch in Wien
und im ganzen Reiche überhaupt. Man kann sagen, dass der
Mehrzahl der Bevölkerung die Idee des österreichischen
Staates erst in Folge dieses Schreibens deutlicher und lebhafter
vorschwebte und dass meine Worte wesentlich dazu beitrugen, den
zu jener Zeit schwankenden Staat zu erhalten und zu festigen. Es
ist bekannt, dass das Wiener Ministerium erst aus ihnen Anlass
nahm, durch die denkwürdige Erklärung vom 21. April sich und
Oesterreich gegen die künftigen Dekrete des Frankfurter Parla-
mentes zu verwahren. Welche Aufmerksamkeit meinem Schreiben
in Wien geschenkt wurde, ist auch aus dem vom Buchhändler Klang
an mich gestellten Ansuchen ersichtlich, ich möge ihm gestatten,
es in Hunderttausenden von Exemplaren zum Vortheile seiner
Mitbürger abdrucken zu lassen. Es wurde auch in Deutschland
bald die Klage laut, dass die öffentliche Meinung und die
Bestrebungen in Wien von dieser Zeit an eine andere Richtung
einzuschlagen begannen. Deshalb fassten allerdings die eifrigeren
Deutschen gegen mich Groll, und ich wurde für lange Zeit der
Gegenstand bitterer Schmähung und unzähliger Beleidigungen von
Seiten der gesammten deutschen, heimischen und ausländischen
Journalistik.
Da ich nicht alles darzulegen vermag, was ich in der stürmischen
Bewegung des J. 1848 gethan und gelitten, werde ich insbesondere
nur von jenen Vorfällen Erwägung thun, welche mir Anlass gaben,
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Palacký's Politisches Vermächtniss
- Title
- Palacký's Politisches Vermächtniss
- Author
- František Palacký
- Location
- Prag
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.0 x 23.6 cm
- Pages
- 42
- Categories
- Dokumente Geschichte