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Palacký's Politisches Vermächtniss
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Page - 14 - in Palacký's Politisches Vermächtniss

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14 gewissenhaftes und wohl bedachtes Zeugniss liefern; er mag darnach der Wahrheit weiter und allseitig nachforschen. Nachdem ich schon zu weitläufig geworden, will ich über meine weitere Thätigkeit auf dem Reichstage vom J. 1848 nicht viele Worte mehr verlieren und diess um so weniger, je geringer der Platz ist, den dieselbe im Radhost einnimmt. Die „Erklärung vom 21. März 1849U (im III. Theile des Radhost) beleuchtet sie zur Genüge. Obzwar die Rolle, die ich auf dem Reichstage spielte, nicht glänzend war — (die Wiener hatten, glaube ich, erwartet, ich werde auf dem Reichstage mit Reden blitzen und donnern, wie ein zweiter Kossuth), so lässt sich doch nicht leugnen, dass durch ein Zusammentreffen von Umständen gerade mir unter allen Reichstagsmitgliedern die schwierigste und gewichtigste Auf- gabe anheimfiel. Das erklärte Hauptziel des Reichstags war die endliche staatliche Konstituirung Oesterreichs, oder die Herstellung einer Konstitution. Zu diesem Zwecke wählte der Reichstag am 31. Juli aus dem Plenum einen besondern aus 30 Mitgliedern be- stehenden „Konstitutions-Ausschuss", je 3 Mitglieder aus einem jeden „Kronlande", damit derselbe den ersten Entwurf der künfti- gen Konstitution ausarbeite; dieser Ausschuss konstituirte wiederum aus seiner Mitte zwei „Subkommissionen" zu je 5 Mitgliedern, die eine für den Entwurf der „Grundrechte", die andere für „die Reichsorganisation". In diese zweite Subkommission, welche einen Antrag zu stellen hatte, wie die Länder der österreichischen Mon- archie vereinigt und die legislative, exekutive und richterliche Gewalt in ihnen vertheilt werden sollten, wurden gewählt: für Böhmen ich, für Mähren Dr. Kajetan Mayer, für Galizien Dr. Smolka, für die innerösterreichischen Länder Dr. Goldmark, für die südli- chen Länder Dr. Gobbi. Ein Jeder von uns sollte einen Antrag als Substrat für die gemeinsame Berathung und Schlussfassung abfassen und vorlegen. Allein Dr. Mayer entschuldigte sich damit, er sei als Untersekretär im Ministerium des Innern allzusehr mit Arbeiten überhäuft; Dr. Smolka, welcher bald darauf zum Reichs- tagspräsidenten gewählt wurde, pflegte zu sagen: „Wozu diese Anstrengung? Glauben Sie etwa, dass die Konstitution, welche immer wir in Antrag bringen, wirklich angenommen werden und zur Ausführung gelangen wird?" Dr. Goldmark bekannte frei- müthig, er fühle sich zu einem solchen Werke nicht befähigt, und liess sich daher später durch Dr. Brestl vertreten. Dr. Gobbi war freilich gleich der Erste mit seinem Antrage fertig: allein sein Werk war so abstrakt und allgemein gehalten, dass es eher für irgend ein ideales Reich auf dem Monde, als für die sehr konkreten Verhältnisse Oesterreichs Eignung besass. Deshalb musste ich, sollte nicht unsere ganze Subkommission durchfallen mich gänzlich ernsten Studien über diese Angelegenheit widmen und konnte mich daher nicht einmal an den laufenden Reichstags- debatten betheiligen, wie andere Mitglieder. Politisch durchgebildete Leute gab es, wie in Oesterreich überhaupt, so auch im Reichstage des J. 1848 nur sehr wenige; und auch jene, welchen man eine solche Bildung zutraute, zeichneten
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Palacký's Politisches Vermächtniss
Title
Palacký's Politisches Vermächtniss
Author
František Palacký
Location
Prag
Date
1872
Language
German
License
PD
Size
15.0 x 23.6 cm
Pages
42
Categories
Dokumente Geschichte
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