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Palacký's Politisches Vermächtniss
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Page - 33 - in Palacký's Politisches Vermächtniss

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33 tragen, noch lange Zeit aufrecht erhalten werden: dann werden allerdings diese Reflexionen für diesen Zeitraum ihre Giltigkeit ver- lieren und die Böhmen werden, wie bisher, in ihrer unerquicklichen Stellung verharren müssen. Ich zweifle nicht daran, dass sie auch in dieser letzten Prüfung sich selbst treu bleiben werden; haben sie ja doch bereits so viele und zwar noch schwerere bestanden, ohne darum etwas an Leben und Krafteingebüsst zu haben; Renegaten jedoch und Verräther unter ihnen haben noch niemals die Palme der Unsterblichkeit erlangt und werden sie auch fürderhin nicht ge- winnen. Unter solchen Umständen wird sich kein1 anderes Ver- hältniss zwischen den Böhmen und Russen an den Tag legen können, als das einer platonischen Liebe, wie es bisher besteht. Allein auch hier muss man zweierlei Rücksichten unterscheiden: einmal die Rücksicht auf die russische Regierung und dann die Rücksicht auf die russische Nation. Was die russische Regierung betrifft, so kann man — glaube ich — bisher nicht einmal von einer platonischen Liebe derselben zu den Böhmen sprechen; ich wenigstens weiss von keinen Thatsachen, mittelst welcher sie eine solche bewiesen hätte. Unsere geschwornen Feinde in der Gegenwart sind hauptsächlich darum bemüht, uns nicht allein auf jede mögliche Weise zu schwächen, sondern sogar gänzlich auszurotten, damit wir in Zukunft, bis der unvermeidliche Weltkampf des Germanenthums mit dem Slaventhum herangebrochen sein wird, nicht an die Seite unserer natürlichen Verwandten und Beschützer uns zu stellen vermöchten. Obgleich es daher der ganzen Welt bekannt ist, dass die gewaltige Machtstellung Russlands, wenn nicht die Hauptursache, so doch eine bedeutende Veranlassung und Quelle unserer vielfachen Leiden ist: so ignorirt die russi- sche Regierung nichts desto weniger diese Thatsache, und ihre Diplomatie hat nicht nur noch kein Wort zu unsern Gunsten fallen lassen, sondern sie ist unablässig bemüht, sich nur die Gunst unserer Feinde zu sichern. Bismark scheuet sich nicht, durch seine Werk- zeuge und Verbündeten, nicht allein uns beim Caren als Revo- lutionäre und Demagogen (— wir sind darüber gut informirt —) zu verschwürzen, sondern den mörderischen Kampf gegen das Slaventhum bereits auch in Oesterreich anzufachen: und die russischen Diplomaten fraternisiren nichts desto weniger mit ihm. Es lässt sich nicht in Abrede stellen, dass um den Thron des „ba- tjuSka Car" herum noch immer alte deutsche Traditionen und Sym- pathien sich geltend machen und (insbesondere durch weiblichen Einfluss) sogar den Vorzug gewinnen; die hie und da sich darbietenden Erscheinungen von slavischem Gepräge stossen die Regel noch immer nicht um. Weil jedoch auch zu einer platonischen Liebe wenigstens zweie nöthig sind, die einander wechselseitig gerne haben, so kann man in Folge dessen auch das Verhältniss der böhmischen Nation zum russischen Hofe leicht beurtheilen. Anders gestaltet sich allerdings das Verhältniss der beiden Nationen zu einander. In dieser Hinsicht sei mir gestattet, vor allem auf eine meiner Meinung nach sehr wichtige, ja entscheidende That- sache, welche jedoch, so viel mir bekannt ist, noch nirgend zur Palacky's Politische« Vermächtnis». 3
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Palacký's Politisches Vermächtniss
Title
Palacký's Politisches Vermächtniss
Author
František Palacký
Location
Prag
Date
1872
Language
German
License
PD
Size
15.0 x 23.6 cm
Pages
42
Categories
Dokumente Geschichte
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