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AuchinderFreizeithattederKonsulvorbildlichzusein 91
3.7 AuchinderFreizeithattederKonsulvorbildlichzusein
Alkoholprobleme205oderderVerkehrinübelbeleumundetenHäusern206wurden
vereinzelt in schriftlichen Eingaben an das Außenministerium gegen Konsular-
funktionärevorgebracht.ImFalleeinerbehauptetenVergewaltigunggenügte1904
demAußenministeriumeineEhrenerklärungunddieBereitschaftzueinerformel-
lenUntersuchung.207
Leutnant und Konsulareleve v. Péscha wohnte in Mostar beim k.u.k. Diurnis-
ten208 Verdoljak. Als ihn dieser wegen versuchter Verführung einer im Haushalt
beschäftigten jungen Magd zur Rede stellte, wurde Péscha tätlich. Nach einer Un-
tersuchungwurdeermit22.Mai1878nachEdirneversetzt.209
Sogar die Gattin eines Konsuls war bis über den Tod des Mannes hinaus an
den Ehrenkodex gebunden. Die Disziplinarkommission jener Behörde, welcher
der verstorbene Gatte unmittelbar unterstanden war, konnte der Witwe die Pen-
sion, die ihr nach dem Tode des Mannes zustand, aberkennen, wenn die Witwe
strafgerichtlich wegen eines aus Gewinnsucht oder gegen die öffentliche Sittlich-
keit begangenen Vergehens oder einer solchen Übertretung für schuldig befunden
wurde.210
3.8 Ehebewilligung
Konsulareleven durften nicht verheiratet sein. Sie mussten Ende des 19. Jahr-
hunderts diese Verp ichtung sogar schriftlich zur Kenntnis nehmen. Ein Eleve,
der trotzdem heiratete und es nur zur amtlichen Kenntnis mitteilte, wurde we-
gen Missachtung der Vorschriften sofort entlassen. Doch es gibt einen Fall, in
dem es der Eleve schaffte, ohne Erlaubnis des Ministeriums zu heiraten, es hinter-
205 Kamen nicht nur auf dem Balkan oder in der Neuen Welt vor; sie führten gewöhnlich zum
freiwilligen Ausscheiden. VK Natiesta schied aus diesem Grund am 20. Okt. 1901 aus dem
k.u.k. Generalkonsulat Shanghai aus. Vgl. Lehner 1998 S.119f. VK Gustav Frhr. v. Schrei-
nerJuniorwurdelautPe.nacheinerDisziplinaruntersuchungwegenTrunkenheit1881straf-
versetzt,wegenRaufhandel1883beurlaubtundam25.Aug.1884indenzeitlichenRuhestand
versetzt.
206 Gegen VK Joseph Waldhart wurden 1877 in Briefen von der österreichischen Kolonie in
So a schwere Anschuldigungen vorgebracht: Notzucht, öffentlicher Verkehr in Hurenhäu-
sern, Grobheiten im gesellschaftlichen Verkehr, die von Konsularkollegen, die nicht in So a
stationiert waren, bestätigt oder als möglich hingestellt wurden. Waldhart wies alle Anschul-
digungen als unwahr zurück und damit war für das Außenministerium die Angelegenheit
erledigt.Deusch1961,S.355f.
207 ARF4/280Pe.Rappaport, fol.247 251.
208 EinDiurnistwurdevomAmtjenachBeschäftigungtageweisebezahlt.
209 ARF4/254Pe.PeschaAlexandervonKis-Zsám.
210 MalfattiBd.1,S.82.
Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Title
- Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
- Subtitle
- Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Author
- Engelbert Deusch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 17.4 x 24.4 cm
- Pages
- 736
- Keywords
- Konsularbiografien, Konsularausbildung, Pflichten eines Konsuls, österreichisch-ungarische Konsulate, Arbeitsverhältnisse, Honorarkonsuln, Repräsentation
- Categories
- Geschichte Vor 1918