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Ehebewilligung 95
AlsVKSchulzvorfünfJahrenseinEheversprechengegebenhabe,habeernoch
nicht die Absicht gehabt, in den Konsulatsdienst einzutreten, und die einschrän-
kende Vorschrift habe noch nicht existiert. Um sein Versprechen einzuhalten,
müssteersichumeineandereBeschäftigungbewerben.
NacheinerwahrscheinlichenVorsprachedesVatersbeimSektionscheferfolgte
am20.November1900einzweitesAnsuchen,gleichzeitigwurdedieKautionbeim
Zahlamt des Außenministeriums erlegt, wie es die Ministerialverordnung vom
2. Mai 1899 vorschrieb. Mit Erlass vom 12. Dez. 1900 wurde die Ehebewilligung
erteilt.
1901 erreichte GK Spóner mit bischöflicher Unterstützung ausnahmsweise
eine Heiratserlaubnis für eine Frau, die sich zur Sängerin ausbilden ließ und drei
uneheliche Kinder in die Ehe mitbrachte. Nur beim Jüngsten war der Konsul der
Vater. Dieser gab im Gesuch an, dass sie die Öffentlichkeit längst für verheiratet
hielt.
IndenVereinigtenStaatenvonNordamerikahattemanauspraktischenGrün-
den kein Verständnis für das Singledasein österreichischer Konsulatsbeamter oder
Ehekaution. Aufschlussreich sind einige Sätze aus dem Begleitschreiben zum
Eheansuchen von VK Viktor Leschanowsky: Das Junggesellenleben ist in Ame-
rika nach Erreichung einer minimalen Erwerbsfähigkeit trotzdem die Frau fast
nie eine Mitgift in die Ehe bringt eine Ausnahme und sind daher namentlich
unsere ledigen Konsularbeamten hier meistens schlechter daran, als wenn sie ver-
heiratetwären.
Ein anständiges, standesgemässes Heim für Junggesellen des Auslandes kostet
vielfach mehr als das bescheidene Eheleben kosten würde, denn, abgesehen von
wenigen glücklichen Zufällen, haben die Junggesellen bloss zwischen den uner-
schwinglichen teuren Hotels oder den vielfach kaum standesgemässen Boarding-
häusernzuwählen. 225
VK Prochnik heiratete 1909 in Chicago eine Amerikanerin, die 1912 verun-
glückte. Aus dieser Ehe stammte ein zweijähriges Mädchen. Nach verschiedenen
missglückten Versuchen, die Tochter betreuen zu lassen, entschloss er sich im
April 1915, wieder eine Einheimische zu heiraten. Mit Rücksicht auf die ame-
rikanischen Verhältnisse ersuchte Prochnik erfolgreich das Ministerium von der
Kautionsforderung abzusehen, die 50.000 K hätte betragen müssen. Nach günsti-
gerAuskunftüberdieBrautkonnte imJuni1915dieTrauungerfolgen.
Dass die Nachforschungen über die Braut nicht immer funktionierten, dürfte
aus einem Streit zwischen österreichischen Vizekonsuln in China hervorgehen.
1908 startete VK Zach aus wahrscheinlich privaten Gründen gegen die Frau von
VKLudwigeineKampagneüberPrintmedienundinternehalbof zielleAnzeigen.
225 Konsul Baron Forster an das k.u.k. Außenministerium, Pittsburgh, 28. Okt. 1912, Nr. DX-
CVI.Pe.Leschanowsky.
Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Title
- Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
- Subtitle
- Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Author
- Engelbert Deusch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 17.4 x 24.4 cm
- Pages
- 736
- Keywords
- Konsularbiografien, Konsularausbildung, Pflichten eines Konsuls, österreichisch-ungarische Konsulate, Arbeitsverhältnisse, Honorarkonsuln, Repräsentation
- Categories
- Geschichte Vor 1918