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Situationsspezifische mathematische Kompetenzen von (angehenden) frühpädagogischen Fachkräften.
Eine vergleichende qualitative Analyse von Gruppen mit unterschiedlichen Qualifikationsstufen
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ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 2 (1), S. 2-11
Einleitung
Die formale Qualifizierung der in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
tätigen Fachkräfte ist ein zentraler Fokus der Professionalisierungsdebatte und wird zum Teil
gleichzeitig durch eine Orientierung auf die rein quantitative Gewinnung von mehr Personal
überlagert. Aktuelle statistische Ergebnisse (vgl. Fachkräftebarometer, 2019, S. 40) zeigen, dass die
Zahl der in Kindertageseinrichtungen tätigen Fachkräfte von 2006 bis 2018 um 267.882 Personen bzw.
76 % zugenommen hat.
Die deutliche Mehrheit stellen ErzieherInnen. Ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau nimmt auf
der einen Seite die Anzahl der KindheitspädagogInnen zu (plus 576 %), sodass 2018 insgesamt 6.823
KindheitspädagogInnen in Kindertagesstätten tätig waren. Aber auch die Anzahl der
SozialassistentInnen, 2018 insgesamt 12.290 Personen, wuchs mit einem Zuwachs von 609 % rasant.
Die durch die Ausbildung bzw. ein Studium zu erwerbenden Kompetenzen gewannen entsprechend
zunehmend an Bedeutung.
Bezüglich des Bildungsbereichs Mathematik verfügen frühpädagogische Fachkräfte in der Regel nur
über unzureichende professionelle Kompetenzen im Bereich Mathematik (Levin et al., 2015; Blömeke
et al., 2015c; Dunekacke et al., 2017; Tresp et al., 2014). Dabei lässt sich der Kompetenzbegriff in
Anlehnung an Weinert (2001, S. 27) wie folgt definieren: „Kompetenzen sind die bei Individuen
verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte
Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen und volitionalen und sozialen
Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und
verantwortungsvoll nutzen zu können“ (Weinert, 2001, S. 27). Wissen und kognitive Fähigkeiten alleine
reichen demnach nicht aus, sondern stellen, zusammen mit Haltungen, die Dispositionen dar, die in
der konkreten Leistung zu Anwendung kommen. Dieses Agieren in der Lebenswelt lässt sich als
Performanz beschreiben. Allerdings führen die Dispositionen nicht unbedingt zu einer vorhersehbaren
oder erwünschten Handlung (vgl. Blömeke et al., 2015a). Darüber hinaus ist das Agieren in
pädagogischen Kontexten nicht standardisiert und immer subjektiv gestaltet. Hinzu tritt, dass
Kompetenzen kontextspezifisch sind (vgl. Dunekacke, 2016, S. 16). Es treten zur Vermittlung zwischen
den Dispositionen und der Performanz die situationsspezifischen Fähigkeiten (vgl. Blömeke et al.,
2015c) hinzu.
Die situationsspezifischen Fähigkeiten lassen sich in Situationswahrnehmung und Handlungsplanung
differenzieren: Die Situationswahrnehmung hängt dabei von dem Wissen, der Haltung bzw. den
eigenen Überzeugungen, den institutionelle Faktoren und den individuellen Faktoren ab. Um adäquat
handeln und agieren zu können, ist das Wahrnehmen der spezifischen Situationsmerkmale eine
zentrale Voraussetzung (vgl. Blömeke et al., 2015b). Diese Fähigkeit müsste im Rahmen der Ausbildung
erlernt werden, um einerseits die Oberflächenmerkmale einer Situation zu identifizieren und
anschließend adäquat zu den wahrgenommenen Merkmalen die Interaktion zu gestalten (vgl.
Dunekacke, 2016, S. 20). Hinzu kommt noch, dass die Qualität der Situationswahrnehmung auch von
den Erfahrungen der ErzieherInnen abhängt und sich somit ständig weiterentwickelt (vgl. Blömeke et
al., 2015c, S. 84). Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass Wissen und Überzeugungen die
Grundlage für die Wahrnehmung darstellen sowie die Wahrnehmung die Grundlage für die Handlung
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 36
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge