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Konzeptdialoge als Instrument zur Erfassung kindlicher Präkonzepte und Vorstellungen zu
Naturphänomenen. Am Beispiel der Stabilität von Brücken
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2021), 3 (1), S. 32-49
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Phänomenographische Auswertung
Die Interviews auf Basis der Konzeptdialoge wurden phänomenographisch ausgewertet.
Phänomenographischer Forschungsansatz
Die Phänomenographie ist ein Forschungsansatz zur Erfassung von LernerInnenperspektiven
(Murmann, 2008). Sie wurde im Kontext didaktischer Fragestellungen in den 1970er-Jahren in
Schweden entwickelt und basiert auf einer nicht-dualistischen Ontologie, das heißt, dass die
Äußerungen und Handlungen der ProbandInnen auf der Grundlage der erfahrbaren Aspekte
eines Phänomens interpretiert werden. Dabei nimmt die Wahrnehmung des Phänomens aus
der Perspektive zweiter Ordnung, das heißt aus der Sicht der Lernenden (Marton & Booth,
1997), einen besonderen Stellenwert ein. Zentral für eine phänomenographische Untersu-
chung ist die Frage, auf welche Art und Weise ein Phänomen von den ProbandInnen wahrge-
nommen und erlebt wird.
Eine Grundannahme ist, dass sich die Erlebensweisen eines Phänomens von Person zu Person
unterscheiden, diese Erlebensweisen jedoch in ihrer Gesamtheit und Anzahl, bezogen auf den
Lerngegenstand und die Lerngruppe, endlich sind (Marton & Booth, 2014). Eine Bewertung,
ob das Erleben eines Phänomens (aus Fachperspektive) angemessen ist, findet nicht statt
(Åkerlind, 2005). Ziel ist es, eine Analyse von qualitativen Gemeinsamkeiten und Unterschie-
den zwischen den rekonstruierten Verständnissen innerhalb einer repräsentativen Stichprobe
zu erhalten (Lüschen, 2015).
Das Ergebnis phänomenographischer Untersuchungen oder auch der „Ergebnisraum“ (Mar-
ton & Booth, 2014, S. 194) besteht aus einem Satz von Beschreibungskategorien, in denen die
qualitativ unterschiedlichen Verständnisse der Lernenden zum selben Gegenstand bzw. Phä-
nomen dargestellt werden (Marton & Booth, 1997; Marton & Booth, 2014). Dabei werden die
einzelnen Kategorien anhand ihrer Differenziertheit und Integriertheit so angeordnet, dass
der Kategoriensatz die repräsentierten Verständnisse „in einem logischen Verhältnis zueinan-
der“ (Marton & Booth, 2014, S. 195) hierarchisiert. So beschreiben Marton und Booth (1997)
in der phänomenographischen Analyse kindlicher Erklärungsmuster zum jeweiligen Phäno-
men unterschiedliche, aufeinander aufbauende Verstehensebenen. Eine Verstehensebene
beschreibt dabei, welche Aspekte verschiedenen Kindern in der Erklärung eines Sachverhaltes
bewusst und damit für sein Verständnis bedeutsam sind und zeigen gleichzeitig auch, welche,
möglicherweise (fachlich) relevanten, Aspekte ein Kind bislang noch nicht zur Kenntnis genom-
men hat (Maron & Booth, 2014).
Ein als hierarchisch höher eingestuftes Verständnis zeichnet sich im Vergleich zu anderen im
selben Kategoriensatz repräsentierten Verständnissen somit durch zusätzliche bzw. für die
fachliche Deutung des Gegenstandes relevantere konstitutive Aspekte aus (Marton & Booth,
2014). Trotz dieser Hierarchisierung wird nicht bewertet, ob das Erleben eines Phänomens
angemessen ist. Die Hierarchisierung wird lediglich im Hinblick auf die fachliche Deutung
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 109
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge