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Masterarbeitsvorstellung: MINT in der Elementarpädagogik
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 3 (1), S. 98-102
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Um die Bedeutung von MINT als Bildungsauftrag in der Elementarpädagogik zu analysieren,
wurden die Direktorin einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP), eine Mitarbeite-
rin des Charlotte-Bühler-Instituts (CBI) und der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Ös-
terreich mittels qualitativer ExpertInnen-Interviews befragt.
Ergebnisse
Zum Testzeitpunkt t1 gaben 40 % der Experimentalgruppe an, den Bildungsauftrag MINT zu
kennen, jedoch dahingehend nicht ausreichend ausgebildet zu sein. Am häufigsten wurde die
Angabe, den Auftrag zu kennen und anzuwenden, in der Follow-up-Gruppe mit 83,1 % ge-
macht, was den Schluss nahelegt, dass die Kursinhalte nicht vergessen, sondern in der Folge
weiterhin umgesetzt werden. Die Befragung der TeilnehmerInnen hinsichtlich ihrer Einschät-
zung der Auswirkungen der Fortbildung und Nachhaltigkeit ergab folgende Ergebnisse: 68 %
der Experimental-Gruppe gaben zu t3 und 84 % der Follow-up-Gruppe an, keine Schwierigkei-
ten bei der Vermittlung von naturwissenschaftlichen Inhalten zu haben. Ob die praktische An-
wendung der Bildungsaufträge MINT in der Schulausbildung gelernt wurde, verneinten zum
Testzeitpunkt t1 92 % der TeilnehmerInnen der Experimentalgruppe und 87 % der Follow-up-
Gruppe. Diese Ergebnisse deuten – mit Blick auf die Forschungsfrage – auf ein Defizit hin, wo-
nach laut Aussage der Fachpersonen im Rahmen der elementarpädagogischen Grund-Ausbil-
dung (BAfEP) die didaktische Anwendung der Bildungsaufträge MINT kaum gelehrt wird bzw.
wurde. Der deskriptiv-statistische Gruppenvergleich zeigt, dass 59 % der österreichweiten
SBK-Kontrollgruppe (n = 919) laut eigener Aussagen noch nie vom MINT-Bildungsauftrag ge-
hört haben und nur 12 % diesen in ihrer Praxis umsetzen. Die Ergebnisse weisen darauf hin,
dass sich der Anteil jener ElementarpädagogInnen, die den Bildungsauftrag in ihrem Ar-
beitsalltag umsetzen, abhängig davon, ob sie eine Fortbildung besucht hatten oder nicht, sig-
nifikant unterscheidet.
Die Inhalte der drei ExpertInnen-Interviews wurden einer qualitativen Inhaltsanalyse (May-
ring, 2015) unterzogen. Die Ergebnisse aus den Interviews zeigten sich trotz unterschiedlichen
Zugangs der ExpertInnen zur Thematik in der Gesamtbewertung deckungsgleich bezüglich der
Notwendigkeit, MINT in Ausbildung und Praxiseinsatz nicht nur zu fordern, sondern auch die
Voraussetzungen durch ein nachweislich wirksames Angebot zu schaffen. Dass die Didaktik
für MINT kaum gelehrt wird, wurde seitens der Expertin für Ausbildung an der BAfEP bestätigt.
Sie bezieht sich im Interview auf die noch nicht ausreichende Ausbildung der Lehrkräfte be-
zugnehmend auf die MINT-Didaktik. Sie sieht darin ein bundesweites Versäumnis. Der Hinweis
des Präsidenten der IV, dass es sich dabei um ein bildungspolitisches Versagen handelt, deckt
sich somit ebenfalls mit den Aussagen der BAfEP-Ausbildungsverantwortlichen.
Diskussion und Ausblick:
Die Antworten der befragten Personengruppen (Experimental und Follow-up) legen die Emp-
fehlung nahe, sich seitens der BAfEP und der Bildungspolitik dem Bereich der Aus- und Wei-
terbildung für MINT im Elementarbereich verstärkt anzunehmen, weil die Befragten (87 %) die
Bildungsaufträge MINT im BRP zwar kennen, die didaktische Anwendung dazu in der
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 109
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge