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Einstellungen pädagogischer Fachkräfte zur Altersmischung in Krippengruppen
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2) S. 7-19
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dieser Altersspanne das sprachliche Ausdrucksvermögen, welches durch eine dialogische, nonverbale
und verbale Gestaltung der Fachkraft-Kind- sowie Kind-Kind-Beziehung gefördert wird (Böcker, 2011;
Viernickel, 2008; Wertfein, 2016). Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte ist es hierbei, diese
individuellen, je nach Entwicklungsniveau sprachlich, aber auch nicht-sprachlich geäußerten kindlichen
Bedürfnisse und Interessen im pädagogischen Alltag wertzuschätzen, aufmerksam wahrzunehmen, zu
beobachten und ihnen schließlich nachzugehen sowie den Kindern eine entwicklungsfördernde und
anregungsreiche Lernumwelt bereitzustellen (Viernickel, 2008; Simon-Hohm, 1990; Textor, 2007).
Bezüglich der kindlichen Bedürfnisse vermittelt die pädagogische Fachkraft den Kindern
bedürfnisorientiert Sicherheit, Orientierung, Kontinuität, Zuwendung und Anregung und
berücksichtigt dabei das Explorationsverhalten und die Eigenaktivität der Kinder (Ahnert, 2007;
Viernickel, 2008; König, Stenger & Weltzien, 2013).
„[S]icherzustellen, dass die älteren Kinder nicht zu kurz kommen und die individuellen Bedürfnisse der
jüngeren Kinder Beachtung finden“ (Niesel & Wertfein, 2009, S. 37), wird besonders in
altersgemischten Gruppen als explizit herausfordernd beschrieben.
Gleichzeitig wird angenommen, dass die Kinder selbst von den unterschiedlichen Entwicklungsniveaus
profitieren. So finden sich in der Literatur Verweise darauf, dass Kinder in altersgemischten
Krippengruppen über die Möglichkeit verfügen, auf alters- und entwicklungsferne sowie -nahe
Interaktionspartnerinnen und -partner bzw. -gemeinschaften einzugehen und von diesen zu
profitieren. Postuliert wird dabei die Erwartung, dass jüngere Kinder vom Kompetenzvorsprung der
älteren Kinder profitieren und künftiges Verhalten nachzuvollziehen und nachzuahmen lernen. Auch
für die älteren Kinder werden Vorteile angenommen: Durch das Miteinander mit jüngeren Kindern im
Krippenalltag sollen prosoziale Verhaltensweisen entwickelt und die eigene Entwicklung
nachvollzogen werden können (Viernickel, 2016; Friebel et al., 2014; Haberkorn, 2006; Haug-Schnabel
& Bensel, 2010; Völkel, 1995).
Hervorzuheben bleibt jedoch, dass diese positiven Erwartungen kaum empirisch abgesichert sind und
nur auf eine eingeschränkte Forschungslage zum Thema Altersmischung zurückgegriffen werden kann,
da eine altersheterogene Betreuung nur in wenigen Ländern praktiziert wird. Vereinzelte Befunde
verweisen jedoch tendenziell eher darauf, dass sich, wenn überhaupt, positive Effekte für die kindliche
Entwicklung lediglich für jüngere Kinder und negative eher für ältere Kinder finden lassen (u. a. Ansari,
Purtell & Gershoff, 2016; Bailey, Burchinal, & McWilliam, 1993).
Neben Untersuchungen zur Altersmischung in verschiedenen Betreuungssettings und den damit
verbundenen Effekten auf die Qualität (u. a. Tietze et al., 2013; Bensel, Haug-Schnabel & Aselmeier,
2015) sowie Befragungen von pädagogischen Fachkräften in Gruppen mit erweiterter Altersmischung
(gemeinsame Betreuung von Kindern von wenigen Lebensmonaten bis zum Schuleintrittsalter; u. a.
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 77
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge