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Zwischen dem Anspruch von Medienbildung und der Wirklichkeit im Kindergarten
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2), S. 20-31
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Hier spielt vor allem das Smartphone aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten eine Rolle: Mit
Fotos lassen sich Aktivitäten und Ereignisse (Veranstaltungen) im Kindergarten leicht dokumentieren
und veröffentlichen. Eine unmittelbare Vernetzung mit den Eltern ist über WhatsApp-Gruppen für viele
der Befragten leicht zu bewerkstelligen und bietet damit eine scheinbar rasche und unkomplizierte
Kommunikation. Bedenken bezüglich Datenschutz und Privatsphäre wurden nicht geäußert. Auch
Fachrecherche und Vorbereitung der Arbeit im Kindergarten ist laut Aussage der Befragten rascher
und effizienter möglich sowie auch die Dokumentation der Entwicklungsfortschritte der Kinder mit
Hilfe des Handys und des Computers. Insgesamt sehen die Befragten vor allem praktische und
zeitersparende Vorteile für sich selbst durch die Nutzung digitaler Medien bei der Planung,
Durchführung und Auswertung ihrer Arbeit im Kindergarten.
Konkrete Vorteile aus der Beschäftigung mit digitalen Medien für die Kinder selbst sehen die befragten
Pädagoginnen und -pädagogen vor allem im Bereich der Informationsbeschaffung und des
Wissenserwerbes. Dafür erscheint auch ein Einsatz im Kindergarten als sinnvoll: "Wenn man sie
gemeinsam nutzt, ja, ist die Chance schon groß, dass das Sachwissen wächst, sag’ ich einmal“ (15).
Neue, die Arbeit unterstützende Technologien wie der Einsatz eines Sprachcomputers für
gehandicapte Kinder werden klar begrüßt. Bezüglich des Einsatzes von Computerspielen ist allerdings
etwas Zurückhaltung heraushörbar: „Ja Spiele ist halt auch [...] sehe ich auch eher gut, es gibt auch
durchaus gute Lernspiele“ (24).
In vielen Aussagen ist hier eine deutliche Ambivalenz seitens der Fachkräfte spürbar. Wenn
beispielsweise Tablets in der Gruppenarbeit dafür genutzt werden, etwas miteinander zu
recherchieren und damit Wissen zu erweitern, wird dies von Befragten als sehr positiv bewertet. Wenn
allerdings sich Kinder dann still für sich mit dem Tablet beschäftigen, wird das kritisch bewertet: „Wenn
es dann verwendet wird als, setz dich hin und schau und beschäftige dich ruhig alleine, dann ist es halt,
ja, sie lernen sicher was, auch dabei lernt man was, aber dann fehlt irgendwie das
Zwischenmenschliche“ (27). Die Frage, ob und wieweit Kinder durch die Einzelbeschäftigung mit
digitalen Medien ihre Sozialkompetenz nicht weiterentwickeln oder gar verlieren können, scheint für
die befragten Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen (noch) nicht schlüssig beantwortet zu sein.
„Weil ich denke mir, sie können irrsinnig viel davon haben, also irrsinnig viel Wissen erlangen, aber
gleichzeitig auch [...] sozial total unentwickelt bleiben (Lachen), wie man jetzt sagt“ (26).
Weiterführende Konzepte eines offensiven Einsatzes digitaler Medien im Kindergarten lassen sich bis
auf vereinzelte Ausnahmen aus der vorliegenden Studie jedenfalls nicht ableiten.
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 77
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge