Page - 65 - in ElFo - Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
Image of the Page - 65 -
Text of the Page - 65 -
Eltern als Expertinnen und Experten für die Entwicklung eines Literacy-Programms zur Förderung der
Buchkultur in Familien mit 4-jährigen Kindern
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2) S. 63-73
65
Beitrag wird sich an der Definition nach Ulich, die Literacy als „Sammelbegriff für kindliche Erfahrungen
rund um die Buch-, Erzähl-, und Schriftkultur“ (Ulich, 2003, S. 7) darstellt, orientiert. Die Studien von
Street und Taylor, die als erste Studien diesen Forschungskontext fokussierten, untersuchten bereits
in den 1980er-Jahren die Literacy-Aktivitäten in Familien mit einem ethnografischen Zugang und
zeigten in Fallbeispielen auf, welche heterogenen Ausgangslagen in Familien zu finden sind (Taylor,
1983; Street, 1984). Auf Konstruktebene verweisen entwicklungspsychologische Theoriemodelle aus
dem deutschsprachigen Raum auf die grundlegende Basis der schriftsprachlichen Vorerfahrungen in
der frühen Kindheit (Brügelmann, 1998; Jeuk & Schäfer, 2013; Schründer-Lenzen, 2013; Weinhold,
2010). Hierbei wird aufgezeigt, dass diese Vorstufen die ersten sprachlichen Bausteine, die in den
Familien grundgelegt werden, in der Entwicklung der Schriftsprache bilden und Einfluss auf den
weiteren schriftsprachlichen Bildungsverlauf nehmen (ebd.). Im Modell zur Lesesozialisation von
Hurrelmann (2006) wird die Einflusskomponente der Familienkultur dargestellt, in dieser zeigt sich
eine Wechselwirkung zwischen der gesellschaftlichen und persönlichen (Lese-)Kultur (Hurrelmann,
2006). Diesbezüglich betonen auch Richter und Plath (2012) den Einflussfaktor Familie als
wesentlichen Prädiktor für die Lesemotivation im Grundschulalter (Richter & Plath, 2012).
Im Hinblick auf die Buchkultur stellt die miniKIM Studie (Medienpädagogischer Forschungsverbund
Südwest, 2014), die den Medienbesitz und die Mediennutzung von 2- bis 5-jährigen Kindern in
Deutschland und insbesondere den Umgang mit dem Medium Buch untersuchte, Ergebnisse vor, die
bereits im Alter von drei bis vier Jahren auf einen ersten (Vor-)Leseknick hinweisen. Das Interesse an
dem Medium Buch zeigt bereits in dieser Altersspanne (in der frühen Kindheit) einen Abstieg der
Bedeutsamkeit des Vorlesens an (ebd.). In diesem Zusammenhang legt die Stiftung Lesen zum Kontext
Buchkultur relevante Studienergebnisse in ihren jährlichen Vorlesestudien vor, die belegen, dass in
jeder dritten Familie keine vollständige Ausschöpfung des Potentials der Vorlese-Situationen
stattfindet (Stiftung Lesen, 2014) und die Regelmäßigkeit als elementare Komponente der
Vorlesepraxis im Elternhaus grundgelegt werden kann (Stiftung Lesen, 2016). Aus Perspektive der
Kinder ist ein Wunsch nach mehr Vorlese- und Lesezeiträumen inklusive der Komponenten der Nähe
und Vertrautheit, die in diesen Situationen entstehen, vorzufinden (Stiftung Lesen, 2016). Bezogen auf
die soziale Komponente, die in Literacy-Situationen stark hervortritt, wird in Studien aus dem
Forschungskontext New Literacy Studies deutlich, dass eine Literacy-Situation stets als soziale Praxis
zu notieren ist (Nickel, 2004; Nickel, 2007). Diese soziale Literacy-Praxis wird im Elternhaus je nach
Bildungsaspiration und Bildungsnähe der Familie umgesetzt und mit den Kindern erlebt.
back to the
book ElFo - Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019"
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 77
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge