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Die Rekonstruktion von Deutungs-, Denk- und Handlungsmustern im Kontext der Lernbegleitung in Lernwerkstätten im Elementarbereich
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 2 (2), S.14–24
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Forschungsstand und Fragestellung
Bisher gibt es keine empirischen Studien zur Wirksamkeit von Lernwerkstätten und wenige zum Status quo
des Fachkrafthandelns in Lernwerkstätten. Hopf (2012) kommt zu dem Schluss, dass insbesondere das
Konzept der Lernwerkstätten die Idee einer anregungsreichen Umgebung für vielfältige Auseinander-
setzungen aufgreift und „zu einer besonders hohen Dichte an Interaktionen [führen kann], die eine
gemeinsame Weiterentwicklung von Ideen, Hypothesen und Lösungsvorschlägen beinhalten, wenn die zu
bearbeitenden Inhalte aus der Lebenswelt der Kinder stammen“ (Hopf 2012, S. 200). Alemzadeh (2014) kann
für die Lernwerkstatt Natur (Schäfer & Alemzadeh, 2012) aufzeigen, inwiefern die (gestaltete) Umgebung
Kinder zu Beobachtungen und Wahrnehmungen herausfordert, die in differenzierte Fragen überführt
werden können und zur Weiterführung individueller Vorstellungen anregen. Darüber hinaus arbeitet sie am
Beispiel der Lernwerkstatt Natur Praktiken einer Pädagogik der frühen Kindheit heraus.
Das Erkenntnisinteresse dieses Beitrags setzt bei dem ungeklärten bzw. mehrperspektivischen Begriff
„Lernbegleitung“ in der Lernwerkstatt an. Der Beitrag fokussiert die Gedanken, Gefühle und Absichten
pädagogischer Fachkräfte hinsichtlich ihrer eigenen Lernbegleitung in der Lernwerkstatt. Ziel ist es, auf Basis
der Auswertung von Stimulated Recall Interviews1 (Calderhead, 1981; Messmer, 2015), Deutungs-, Denk- und
Handlungsmuster pädagogischer Fachkräfte empirisch zu rekonstruieren, um daraus Rückschlüsse für den
Theorieentwicklungsprozess ableiten zu können. Folgende Forschungsfragen stehen dabei im Mittelpunkt:
• Welche Deutungs-, Denk- und Handlungsmuster – bezogen auf eine Lernbegleitung in der Lernwerkstatt
– können auf Grundlage der Analyse von Stimulated Recall Interviews empirisch rekonstruiert werden?
• Welche ersten Hinweise können daraus für den Theorieentwicklungsprozess gezogen werden?
Untersuchungsdesign
Die im Beitrag dargestellte Untersuchung und deren Ergebnisse basieren auf qualitativ erhobenen Daten im
Rahmen der kumulativ angelegten Dissertation, für die auf Basis des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses
der Forschungsstil der Reflexiven Grounded Theory (Breuer, Muckel & Dieris, 2017) ausgewählt wurde. Ziel
dieses Vorgehens ist es, aus einem Untersuchungsbereich, der im zirkulären Forschungsprozess immer weiter
ausdifferenziert wird, eine gegenstandsbezogene Theorie zu entwickeln (Strauss & Corbin, 1996). Zunächst
wird auf Basis eines Vorverständnisses
„ein fokussiertes empirisches Phänomen durch eine Interpretin in einem Zusammenhang verortet
[…] Dieser Vorgang verändert die voraufgegangene Verständnisbasis – er befestigt, verunsichert,
modifiziert, bereichert sie. Der nachfolgende Verstehensakt vollzieht sich dann im Rahmen eines
gewandelten Verständnisses, das nun zur Ereignisdeutung herangezogen wird – und so weiter“
(Breuer, Muckel & Dieris, 2017, S. 55).
Das Forschungsvorhaben setzt an einem „ersten Fall“ oder „wenigen ersten Fällen“ an, für den bzw. die ein
empirischer Zugang festgelegt wird (Strübing, 2003). Dem „ersten“ Fall wird eine „konzeptuelle Deutung
zugeordnet […], aus der heraus die Forschende bestimmte deduktive (Erwartungs-)Ableitungen – bezüglich
weiterer (zu erwartender) Fälle und Phänomene – vornehmen kann“ (Breuer, Muckel & Dieries, 2017, S. 59).
1 Als Stimulated Recall werden Forschungsverfahren bezeichnet, die mithilfe eines Stimulus Interviewpartner*innen dazu
auffordern, ihre Gedanken explizit zu äußern. Dabei wird das eigene Handeln als Stimulus und Ausgangspunkt für eine
Retrospektion auf die eigene Handlungspraxis in einer zuvor selbst erlebten Situation gesehen (Calderhead, 1981; Messmer,
2015).
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 2 / Heft 2 / 2020
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 2 / Heft 2 / 2020
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 31
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge