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SchreibenzwischenAufbruchundUntergang 17
Erhalten geblieben ist auch einTheaterstĂŒckDer Schrei, denniemandhört!
TrauerspielausdemGhetto.Dasam12.Februar1916anderWienerVolksbĂŒhne
uraufgefĂŒhrteStĂŒckerhĂ€ltgemischteRezensionen,daruntereinenVerriss in
derReichspost, diedasStĂŒckals âhysterisch, erregtundschwerfĂ€llig inFluĂ
geratendbeschreibtâ,21 aberauchganzanders lautende,wiezumBeispiel im
Abend,wovonâderEntdeckungeinersehrgroĂenBegabungâ22 zu lesen ist.
ImZugederAuseinandersetzungmitElseFeldmannsollnichtderAnspruch
erhobenwerden,die lĂŒckenhafteundĂŒberweiteStreckeneinerLandkartemit
groĂenweiĂenFleckengleichendenBiographiederAutorinzurekonstruieren,
wiewohl die engeVerwobenheit vonLebenundWerk imFalle Feldmanns
miteinbezogenwerdenmuss.DennwieMaxLesserElseFeldmannattestiert,
bemĂŒhtsichdieAutorin in ihrenTextenâgarnicht sonderlich, sichvondem,
wassie schildert, abzuhebenâ, sondern istvielmehrsichselbstâeinGegenstand
dergelassenrealistischenSchilderungenâ.23
FeldmannsWerk istgekennzeichnetdurchdas immerwiederkehrendeThe-
maderUnzugehörigkeit,desDazwischen,desSchreibensentlangvonhistori-
schen,gesellschaftlichen, topographischen,aberauchliterarischenBruchlinien.
HistorischeBruchlinien,die ihrLebenundWerkgeprÀgthaben, sindschon
eingangs genanntworden (Monarchie â ErsterWeltkrieg â âRotesWienâ â
StĂ€ndestaatâZweiterWeltkriegâShoah).Undsotrifft,wasAlfredAndersch
inBezugaufdieSituationderExilautorengesagthat,nĂ€mlichdass fĂŒrsiekein
einheitlicherLebensentwurfmehrmöglichsei, auchaufElseFeldmannzu.
Als jungeAutorinbeginntsie ineinemnocheheranbĂŒrgerlichenThemen
orientierten literarischenUmfeldzuschreiben, tendiertaberbald indieNĂ€he
derSozialkritik,die fĂŒr ihrgesamtesWerkprĂ€gendwerdensollte.Ausgehend
von ihremTheaterstĂŒckĂŒberdasLeben imGhetto, indemFeldmanns jĂŒdi-
scheHerkunftnochdeutlichzumTragenkommt,entwickelt sie sichmitden
BildernvomJugendgerichtwÀhrenddesErstenWeltkriegssowie inderFolge
mitzahlreichenBeitrĂ€genfĂŒrdieArbeiterZeitung inden1920erundfrĂŒhen
1930er Jahrenzuderâsozialen(Tages)schriftstellerinâ,24 alsdie sie sichauch
selbstbegriffenhat.
In ihrenReportagenhebtFeldmanndieGrenzenzwischenöffentlichund
privatauf, sienimmtdenLeserbeiderBeschreibung ihrerGĂ€ngedurchdie
Lebenseivom04.04.1974. In:TheodorKramerArchiv:http://theodorkramer.at/site/assets/
files/1050/efe_v_2.pdf (Stand:01.06.2017).
21 VolksbĂŒhne.DerSchrei,denniemandhört!EinGhetto-SchauspielvonElseFeldmann. (N.
gez.)Reichspost13.02.1916.S. 13.
22 AâŠs(Alpheus=CarlColbert):DerSchrei,denniemandhört!SchauspielausdemGhetto. In:
DANr.:35.14.02.1916.S. 4.
23 MaxLesser:Löwenzahn. In:NeuesWienerAbendblatt14.03.1922.S. 4.
24 ElseFeldmann:Kondensmilch. In:NWJNr.:9137.10.04.1919.S. 4.
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0 | CC BY-NC-ND 4.0
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Else Feldmann: Schreiben vom Rand
Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Title
- Else Feldmann: Schreiben vom Rand
- Subtitle
- Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Author
- Elisabth H. Debazi
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21213-3
- Size
- 15.8 x 23.4 cm
- Pages
- 306
- Keywords
- L
- Category
- Biographien