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58 AnfĂ€ngeaufdemTheaterâDerSchrei,denniemandhört!
suchtsort, sondernihr istâwie imFallderFrauGeize,dieschoneinenSohn
anAmerikaverlorenhatâdieGefahrdesVerlustesdeutlicheingeschrieben:
FRAUGEIZE: Alles noch nix Amerika! (Aufgebracht) Mei kleiner Simon will nach
Shanghai â Schanghö, wie es heiĂt. Auf die Teefelder möchteâ er arbeiten, sagt er.
[âŠ] Es ziehtmich in die unbestimmte FerneMutterl, sagt er. [âŠ] Sie können sich Ă€
heranwachsendesKindnitamLeibanbinden. (DS20)
DieKluftzwischenWunschundWirklichkeit tritt auchbeiderRĂŒckkehrdes
EhepaaresBrowndeutlichzuTage. âAmerika, [âŠ]dasLandeinerbishernicht
gekanntenFreiheitâ,152âwieesGhettogeschichtenâalseinzigesLand, indas
(Ostjuden)seinerzeitauswandernkonntenâ,153mitunteralsKontrastfoliezur
EngedesGhettosunterlegtworden ist154âerscheintbeiFeldmannalsMoloch.
DasVersprechenvomschnellenReichtumimâgelobtenâLanderweist sichhier
alsâSchwindelâ:
HERRBROWN:[âŠ]Es istnuralles sogroĂ, sogroĂartig!AberdasElend istdasselbe!
Man sieht, wieMenschen tĂ€glich verhungern, tĂ€glichMenschen sterbenmĂŒssen.Und
ĂŒberallMenschenâMenschenâMenschen! Inden IrrenhĂ€usern, in den SpitĂ€lern, in
denStrafanstaltenâMenschenâŠ(DS37ff.)
EinenpositivenAusgangfindetdieAuswanderungnachAmerikaâumnur
einBeispiel anzufĂŒhrenâbei einer SchriftstellerkolleginFeldmanns: in Ida
OppenheimsallerdingsromantisierenderundsentimentalisierenderErzÀhlung
EndlichglĂŒcklichĂŒbereinewohlhabendeassimilierteFamilie,die imGeheimen
amJudentumfesthĂ€ltundsich inNewYorkschlieĂlichwiederoffenzuihrem
Glaubenbekennenkann.155
ImGegensatzzuFeldmannhatteOppenheim,dieâersteGhetto-Autorinâ,
einLehrerdiplom,was ihrdenWegzurSchriftstellereierleichterte.DasspÀte
Auftreten von jĂŒdischen SchriftstellerinnenundGhetto-Schriftstellerinnen
imBesondern istaufdieâtraditionelluntergeordneteStellungderFrauenmit
ihremMangel anBildungschancenâ156 zurĂŒckzufĂŒhren.Allerdingsgehtmit
derarriviertenStellungOppenheimsâandersalsbeiFeldmann,derverbunden
mit ihremeigenenErlebeneineunverfĂ€lschteMilieustudiegelingtâauchein
152 KennethH.Ober:DieGhettogeschichte.O. a.: S. 84.
153 Ebd.:S.Â
58.
154 Vgl.: z. B.:BernardAuerbach:Nicht legitim;HermannBlumenthal:DerOnkelausAmerika;
MichaelKlapp:DerBĂ€ckerschegiz; EduardKuhlke:EinSchnorrerkind; IdaOppenheim:
EndlichglĂŒcklich.
155 Vgl.:KennethH.Ober:DieGhettogeschichte.O. a.: S. 88.
156 Ebd.:S. 87.
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0 | CC BY-NC-ND 4.0
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Else Feldmann: Schreiben vom Rand
Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Title
- Else Feldmann: Schreiben vom Rand
- Subtitle
- Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Author
- Elisabth H. Debazi
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21213-3
- Size
- 15.8 x 23.4 cm
- Pages
- 306
- Keywords
- L
- Category
- Biographien