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GEBOREN ZUM
PRESTIGEVERBRAUCH28 26 Rechnung von Artaria Wien, 5. Juli 1785, ehem.
in : EPA, GC 1785, Fasz. 15, Nr.
15, zit. in :
Meller 1915, Quellenteil : Nr. 26. Eine »Menge
vortrefflicher alter und neuer Kupferstiche von
den beßten Meistern«, Landkarten und Zeich-
nungen nennt Windisch 1784, S.
19.
27 Der zweite bekannte Hofmaler, Ludwig Gutten-
brunn (1750–1819), wurde 1772 zu Studienzwe-
cken nach Rom geschickt, dort noch bis 1774
finanziert, kehrte allerdings nie mehr zurück
(vgl. Robbins Landon 1976, S. 133 ; er wird
auch in Aloys Hirts Verzeichniss der bekanntesten
jetzt
lebenden Künstler in Rom genannt, in : GSA,
Bestand Johann Heinrich Meyer, 64/111,1,
Nr. 50, fol. 5v).
28 Lajos Szilagyi, Richter in mehreren Komitaten,
bemühte sich zehn der im Schloss Eszterház
herumliegenden Werke Grundmanns, »die unter
den Sesseln aufgestapelt sind und auf die der
Fürst vermutlich keinen besonderen Wert legt«,
zu erhalten ; Nikolaus II. schenkte sie ihm sofort
(vgl. ehem. EPA, CD 1828/4282, 4283, 25. No-
vember und 10. Dezember 1828, zit. in : Meller
1915, Quellenteil : Nr. 658, 659).
Ebenso war es mit Kupferstichen26 und Gemälden, für welche in Eszterház sogar
ein eigener Galeriebau errichtet worden war. Dieser stand unter der Aufsicht des
Direktor-Inspektors und Hofmalers Basilius Grundmann (1726–1798). Der gebür-
tige Weimarer war am Dresdner Hof ausgebildet worden und, abgesehen vom fürst-
lichen Musikpersonal, der einzige Fachmann des Esterházy-Hofes, der beratend für
einen Teil der künstlerischen Hofhaltung verantwortlich war27. Grundmann malte
fast alle großen Deckenbilder der fürstlichen Baustellen, überwiegend kleine Land-
schaftsgemälde in Öl, die im 19. Jahrhundert als minderwertig ausgesondert wur-
den28, und kaufte für seinen Dienstherrn Bilder. An seinem Lebensende besaß Ni-
kolaus I. daher 348 Gemälde, angeblich »zum Theile vortreffliche[r] Originalstücke
berühmter Italiänischer und Niederländischer Maler, [die] dem Auge des Kenners
Vergnügen, und Bewunderung verschaffen«29, was offensichtlich eine Übertreibung
war, denn kein Künstlername blieb dem Chronisten in Erinnerung. Und wirklich
lassen sich neben der Translogierung von historischen Familienbeständen nur An-
käufe bzw. Angebote von unbedeutenden, meist ungarischen Quellen nachweisen30.
Ein reisender Engländer bezeichnete die Bilderbestände 1793 daher als »unusually
bad«31, da sie weder mit Kennerschaft zusammengestellt waren noch spektakuläre
Seltenheiten oder bedeutende Namen enthielten. – Für Enkel Nikolaus und seine
später entstehende bedeutendste Kunstsammlung, die Bildergalerie, dürften die
Sammlungen seines Großvaters daher als Teil einer allgemein üblichen fürstlichen
Schlossausstattung des 18. Jahrhunderts wenig prägend gewesen sein und als quali-
tative oder quantitative Einflusssphäre für den zukünftigen passionierten Sammler
kaum Bedeutung besessen haben32. Urne und Vasen aus China-Blue mit Pariser
Bronzemontierungen, um 1760. Angeblich aus dem
Besitz der Madame de Pompadour für Eszterház
erworben, dort im Festsaal nachweisbar. Esterházy
Privatstiftung, Schloss Eisenstadt.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur