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Geboren ins Feenreich 29
29 Beschreibung 1784, S. 26.
30 1765 Sammlung von Franjo Balassa de Gyarmat
aus seinem Schloss Tallós (Tomášikovo), das
zuvor im Besitz des ungarischen Hofkanzlers
Graf Franz Esterházy war (vgl. ehem. EPA, CD
1765/11, 3. März 1765, zit. in : Meller 1915,
Quellenteil : Nr. 6). Die kunsthistorische Be-
deutung der Bilder schätzt auch Simon Meller
für sehr gering ein (vgl. Meller 1915, S. XXIV).
Auch die heute so berühmte Esterházy-
Madonna von Raffael (Museum der Schönen
Künste Budapest) ist nicht der Galerie Niko-
laus’ I. zuordenbar ; 1721 vom Papst an Kaiserin
Elisabeth Christine in Wien verschenkt, ist es
unklar, wann sie in die Sammlung kam (vgl. Ga-
ras 1983, Restellini/Radványi 2011, Kat.-Nr. 1,
S. 53).
31 Towson 1797, S. 39.
32 Sicher ist, dass gerade 23 Bilder der großväter-
lichen Sammlung für würdig befunden wurden,
in die kennerschaftlich von Experten angelegte
Galerie des Enkels einzugehen.
33 »Er malte noch und zeichnete vor etlichen
Jahren, wie man noch viele Gemählde mit Was-
serfarben gemahlt von ihn zu sehen bekommt.«
(Rotenstein 1792/93, S. 181). Die »kleinen
Landschaften von dem itßigen Fürsten, mit
Wasserfarben gemalt« wurden im Gardemeubles
zusammen mit anderen Kostbarkeiten, wie dem
Silbertisch der Forchtensteiner Schatzkammer,
aufbewahrt (vgl. Windisch 1784, S. 19). Die ein-
zige erhaltene Zeichnung ist signiert : »Nicolaus
Princeps Esterházy fecit Die 1xbris Anni 1768«,
in : Museum der Schönen Künste (erworben
1952 von Guyla Petrich).
34 Kinderporträts aus den Fürstlichen Sammlungen
zeigen ihn und seine wenig ältere Schwester
Maria Theresia vermutlich in diesem Alter. Die
Kinderbildnisse sind jedoch weder bezeichnet
noch archivarisch festzumachen, stammen aus
altem Familienbesitz (Inventar Schloss Eisen-
stadt 1936, Nr. 3187, in : EPA, Inventare).
35 In einigen Fällen, wie den Reiterbildnissen von
Nikolaus I. und Kaiser Joseph II., ging es um
historische Erinnerung, so die Krönung 1764. Zu
den Bildnissen siehe Rotenstein 1792/93, S. 109.
Schroth arbeitete 1774–1777 in Eszterház (vgl.
Meller 1915, Quellenteil : Nr. 12, 19, 22).
36 Auch am kaiserlichen Hof begnügte man sich in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorran-
gig mit der Neuordnung und -aufstellung der
Galeriebestände im Oberen Belvedere. Eines teilten Großvater und Enkel jedoch, das leidenschaftliche Interesse für die
Landschaftsmalerei, deren Sujets beide für ihre Galerien ankauften und die der
Großvater auch auf ganz persönliche Weise zu rezipieren wusste, indem er selbst –
wohl nach Vorlagen in seiner Eszterházer Galerie – malte33. Damals war sein Enkel
gerade vier Jahre alt34.
Dem fürstlichen Großvater diente die bildende Kunst also ausschließlich zur
Ausstattung seiner Residenzen, allen voran Eszterház. Bei der Zusammenstellung
der Kunstwerke standen deren Kostbarkeit und Luxus im Vordergrund35. Es fehlte
dem fürstlichen Sammlertum hingegen an Systematik oder Kennerschaft. Die
Sammlungen und Bauten Nikolaus’ I. bestachen nicht durch Innovation und Raf-
finesse, sondern durch Größe und Reichtum und waren Mittel seiner Standesde-
monstration. Mit ihnen folgte er unkritisch dem allgemeinen etablierten Zeitge-
schmack oder bedeutenden, meist kaiserlichen Vorbildern. Kunst diente, ganz nach
seinem Epitheton, als prächtiger Beleg und der Zurschaustellung seiner legendär
unbegrenzten Machtfülle und eines gottgewollten Reichtums.
Damit stach Nikolaus aus dem Kreis seiner hochadeligen Zeitgenossen im Wie-
ner Einflussbereich heraus, denn der sendungsbewusste barocke Sammelhunger
und die Bauwut der größten Familien des Landes, wie der Liechtenstein, Harrach,
Schönborn-Buchheim, Schwarzenberg, Lobkowitz und Kolowrat, waren seit 1740
weitgehend zum Erliegen gekommen36. Doch Fürst Nikolaus I. musste diesen Fa-
milien in seiner künstlerischen Geltungsmacht nacheifern, da er seine junge Familie
erst 1764 in der obersten Standesgesellschaft hatte verankern können. Er tat dies
durch die spektakuläre Anhäufung von Kostbarkeiten, große Bauten in Eszterház
und luxuriöseste Festlichkeiten, die vor dieser Kulisse stattfanden.
Flämische Landschaft, wohl nach einem Bild der
Eszterházer Galerie, Aquarell von Fürst Nikolaus I.
Esterházy, 1768. Museum der Schönen Künste,
Budapest, Grafische Sammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur