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GEBOREN ZUM
PRESTIGEVERBRAUCH34 54 Expertise von Isabelle Dupont, Wien.
55 Vgl. Arneth 1867, S. 365, Nr.
CLX. Maria
Lunati-Esterházy führte auch Graf Karl Zin-
zendorf, der eine Schlüsselfigur der Politik
Josephs II. werden sollte, bei Staatskanzler
Kaunitz ein.
56 Thomas Steavens an den Gesandten in Dresden,
Sir Charles Hanbury Williams, Eisenstadt,
2. April 1749, zit. nach : Robbins 1993, S. 206.
57 Eszterházy schrieb seinen Namen, entgegen der
Familientradition, mit »sz«. Zusammenfassende
Literatur : Kovács 1999, darin : Bitskey, István :
»Püspökünk, példánk és tükörünk volt«. Eszterházy
Károly életpályája és egyénisége, S. 7–22.
58 Vgl. Kinderfreund 1860, S. 8.
59 Vgl. Regélö 1836, Heft 4 (14. Januar 1836), S. 27.
gemeingültig für die adelige Bildung im 17. und 18. Jahrhundert in den Erblanden
festlegten.
Das Nikolaus’ Briefen nach zu schließende brillante und moderne Französisch54
war sicherlich auch durch seine lothringische Großtante Maria Anna, geb. Mar-
chesa Lunati-Visconti (1713–1782), geprägt, die die einzige ausländische Ver-
wandte Nikolaus’ war. Sie gehörte einst zum sog. Lothringischen Kreis um das
junge Kaiserpaar Franz I. Stephan und Maria Theresia und führte in Wien noch im
hohen Alter einen »Salon für Freigeister«, wie ihn der dort oft anzutreffende Kaiser
Joseph II. bezeichnete55. Die charismatische Dame soll einen »admirable Taste«56
gehabt haben, und sie hatte in den 1750er-Jahren zahlreiche französische Experten,
so für Gartengestaltung und Weinbau, an den Esterházy-Hof gebracht und lebte
noch bis 1782 meist in Schloss Eisenstadt.
Nach dieser ersten Phase der Fürstenerziehung folgte für den Vierzehnjährigen
das Studium im ungarischen Erlau (1779–1782), wo er den charismatischen Ver-
wandten Graf Karl Eszterházy (1725–1799)57 zum Mentor hatte.
Graf Karl war sicher das einflussreichste Familienmitglied in der großen Schar
der Esterházy und ihrer gräflichen Linien, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts in Politik und Kirche des Reiches und Ungarns vertreten waren. In Rom
bei den Jesuiten ausgebildet, war er von Maria Theresia 1761 zum Bischof von
Erlau/Eger ernannt worden. In der Folge sanierte er in kurzer Zeit das Bistum
ökonomisch und verwandte fast alle Einnahmen zur Förderung von Kunst und
Wissenschaften sowie für den Umbau der Stadt im Stile des Barockklassizismus,
womit er der wichtigste barocke Bauherr Ungarns wurde. Auch sozial engagierte er
sich, indem er verwaisten Kindern der Diözese Unterricht zuteilwerden ließ58 und
damit moderne Fürsorgepflichten aufgriff. Kurz vor der Geburt Nikolaus’ war in
Erlau eine universitätsartige Ausbildungsanstalt (Collegium Juridicum) gegründet
worden, wo Nikolaus und sein Bruder Anton ab 1779/80 für sechs Semester juris-
tischen Studien nachgingen59. Fresken der Wissenschaften von Franz Sigrist
(1727–1803) im Festsaal des Lyzeums von Eger/Erlau,
Jurisprudenz (links) und Geografie (rechts), vollendet
1782. Fotografien von Martin Mádl, 2010.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur