Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
Page - 53 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 53 - in Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers

Image of the Page - 53 -

Image of the Page - 53 - in Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers

Text of the Page - 53 -

Erwachsensein am Epochenumbruch 53 147 Vgl. EPA, GC Handbuch 1787, fol. 65, Fac. 10, Rub.  9. Nr.  52, 28. Januar 1787. Gleiches hatte der jetzige Fürst als junger Graf gegenüber seinem Bruder, dem damaligen Fürsten des Hauses Paul II. Anton, 1750 beteuern müssen (vgl. Valkó 1982, S.  82, Fn. 18/a ff.). 148 Revers des Prinzen Nikolaus, 20. Februar 1787, in : MOL, FAE, P149, Fasz. 7, S.  112. 149 Entschuldung, 5. März 1791, in : EPA, GC Handbuch 1792, Fol. 46. 150 Vgl. MOL, FAE, P108, Rep. 59, Fasz. K, S.  2 (zitiert nach : Pratl 2009, S.  153). Siehe auch Hinweis auf »Schrankensetzung der Verschwen- dung seines Sohnes Niclas«, in : EPA, CD (Index), 1793. In Hinkunft würden die Finan- zen des Erbprinzen durch dessen Hofmeister verwaltet und nur ein Teil der Apanage dem verschwenderischen Fürstensohn überlassen (vgl. EPA, CD 1793/1793, o. D.). Demnach wurden von den pro Quartal 10.000 Gulden Apanage monatlich nur 3.500 Gulden Nikolaus zu seiner freien Verfügung ausbezahlt. 151 Rotenstein 1792/93, S.  187. 152 Wolf 1875, S.  185. Die Vertreter der alten Ordnung in den deutschen Landen wiegten sich in einer trügerischen Sicherheit. Sie gingen davon aus, dass durch die Vorspiegelung einer Kontinuität ihrer Stärke und ihrer Modernität durch die äußerliche Anwendung neuer Stile in Architektur und Hofkunst die französische Entwicklung nicht auf ihre Standes- und Herrschaftswelt übergreifen würde. Auch die Esterházy zele- brierten die alte Juwelen- und Silberpracht, bauten und gestalteten die Residenzen weiter aus und nutzten modebeflissen die Formen des Klassizismus. Fürst Anton und seine Standesgenossen waren der festen Überzeugung, unter dem Postulat der Gerechtigkeit die alte Ordnung auch in Frankreich schnell wieder herstellen zu können. Doch mit der verlorenen Schlacht von Valmy war klar geworden, dass die Kraft der Revolution und ihres ideologischen Unterbaus stärker war als die Waf- fen und die barocke Geltungsmacht der Monarchien und des Adels, die sie stütz- ten. Der Fortbestand der 1764 während der Krönung Josephs so klug zelebrierten Rangerhöhung der Esterházy und damit der überkommenen Standeswelt war nach der Krönung 1792 infrage zu stellen, denn das Heilige Römische Reich begann zu zerfallen, und Franz sollte sein letzter Kaiser sein. Darüber konnten auch die alten Prestigeformeln in neuer, modischer Gestalt oder Erweiterungen der alten Protz- kultur um aufklärerische wissenschaftliche Sammelgebiete nicht hinwegtäuschen. Die als Stärkung der alten Ordnung gedachte Festseligkeit von Fürst Anton erwies sich als Tanz auf dem Vulkan. Sein Sohn und Erbprinz sollte in der Rezeption des Lebensstils seiner Väter hierbei an seine Grenzen stoßen. 3.3 Grenzen des Prestigeverbrauchs Bereits 1787 hatte Nikolaus als Einundzwanzigjähriger von seinem Großvater entschuldet werden müssen147. Daraufhin wurde für ihn eine Hausstandsregelung getroffen, worin der Prinz erklären musste, dass er »bei seiner Ehr« keine Schulden mehr machen wolle, um nicht in die »größte … Ungnade seines vielgeliebten Groß- vaters«148 zu geraten. Anscheinend hielt er sich nur wenig daran149, denn sein Vater erließ eine Verschwendungssuchtserklärung (Prodigalität) über den Sohn. Fürst Anton warnte hierin öffentlich, dass sich niemand auf Darlehen oder Kontrakte mit Erbprinz Nikolaus einlassen solle, da sich dieser »eine[r] sehr beträchtliche[n], und für ihn schlechterdings unerschwinglichen Schuldenlast, durch seine auf das äusserste getriebene Verschwendung zugezogen«150 habe. – Das eingangs erwähnte Credo, es gäbe »nichts besseres auf der Erden …, als Fürst Esterhazi zu seyn«, galt also für den unter väterlicher Gewalt stehenden Prinzen scheinbar noch nicht, ob- wohl er doch von der gelebten Grenzenlosigkeit seiner Väter sozialisiert worden war. Ebenso geriet Nikolaus in der Nachahmung seiner Väter beim »erotischen Lu- xuskonsum« an seine Grenzen. Mätressen waren an Europas Höfen und damit auch in Eszterház selbstverständlicher Teil der sensualistischen Verschwendungssucht. Jedoch galt schon bei Fürst Nikolaus I., wenn »gesündiget [wird], so geschieht es sehr geheim«151. Natürlich übernahm der jugendliche Nikolaus diese Rechte wie selbstverständlich und führte sie zu neuer Opulenz, wie seine Tante andeutete : »Der junge Fürst Niclas war über alle Maßen verschwenderisch und im Punkt der Treue nicht verläßlich, aber niemand vermochte so zu repräsentieren und er blieb bei all seinen Abenteuern ein wahrhaft großer Herr.«152
back to the  book Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers"
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Subtitle
Biografie eines manischen Sammlers
Author
Stefan Körner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Size
23.0 x 28.0 cm
Pages
404
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst