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PROBIEREN UND
SUCHEN66 27 Wenngleich Franz II. den feierlichen Einzug
nach Frankfurt 1792 kurzfristig eingespart hatte.
28 »Regnato felix ! Multos NICOLAE per an-
nos …«, in : MOL, FAE, P108, Rep. 84, Fasz. F,
Nr. 3. Der Festsaal im Schloss wurde von Hof-
maler Friedrich Rohde mit Festons bemalt (vgl.
EPA, GC 1794, Fasz. 25, Rub. 34, Nr. 8, 10, Mai,
Juni 1794).
29 Vgl. Zeremoniellordnung zur Installation Ni-
kolaus’ II. wohl ausgearbeitet von Graf Karl
Esterházy, der auch 1792 mit auf der Krönung
in Frankfurt war, in : MOL, FAE, P149, cs.15,
1794/1216, 1291, 1292. Vgl. Gabriel 1998,
S. 143–153. Vgl. auch Huldigungsgedicht auf
Nikolaus’ II. Majoratsantritt, 1794, in : MOL,
FAE, P108, Rep. 84, Fasz. F, Nr. 3.
30 Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher, 24. Juni
1794, in : ÖNB, Han, Ser. 194, S.
1r.
31 Es folgten Bälle, Illuminationen, Feuerwerk,
Zigeunermusik, Kanonade, Theater (Das Sonn-
tagskind vom Theaterdichter des Josephstädter
Theaters Perinert), Ballett (Ballettmeister Giulio
Giuliani) und Oper (La Serva padrone von
Giu seppe Scaramella). Kosten der Installation :
36.388 Gulden (vgl. EPA, GC 1794 Handbuch,
fol. 231–235).
2. Als Obergespan anmaßend, weil kaiserlich
Die erste Großveranstaltung Nikolaus’ galt der Repräsentation seiner Herrschaft.
Vom 24. bis zum 26. Juni 1794 wurde seine Installation zum neuen Erb-Obergespan
des Komitats Ödenburg und damit traditionell sein offizieller Regierungsantritt als
Chef des Hauses Esterházy im Schloss Eisenstadt begangen. Der geplante Ablauf des
Ereignisses folgte dem Zeremoniell der kaiserlichen Krönungen von Joseph II. und
Franz II.27, an denen Nikolaus bzw. sein Vater und Großvater teilgenommen hatten.
Schon an der Grenze zum Majoratsgebiet wollte Fürst Nikolaus II. seinen Ins-
tallator, Kardinal Joseph Batthyány, der ihn auch getraut hatte, empfangen und im
festlichen Zug nach Eisenstadt begleiten. Hier, vor den Mauern seiner Residenz,
war nach dem Vorbild der Frankfurter Kaiserkrönungen ein großes Zelt aufgebaut
worden, um das sich die Stände des Komitats und die Bürgerschaft unter Kano-
nendonner formieren sollten. Nikolaus hätte nach dem Protokoll den Galawagen
seines Großvaters, mit dem dieser bei der Krönung Josephs II. in Frankfurt 1764
eingezogen war, besteigen und in feierlichem Zug in die Stadt einziehen sollen.
An den Toren warteten die Abordnungen Eisenstadts, Ehrenpforten waren gebaut
worden, Musikkapellen an den Straßenrand postiert. Huldigungsgedichte waren
geschrieben worden28. Das »Vivat« der Untertanen war geübt worden. Brot und
Wein standen für sie bereit. Mädchen warteten mit Blüten, den Weg des Fürsten zu
bestreuen29. Doch »ein fürchterlicher Wolkenbruch wüthete«30 und ließ das Zere-
moniell buchstäblich ins Wasser fallen, riss die Ehrenpforten um, vertrieb die Ak-
teure des Schauspiels. Die feierliche Installation des Fürsten Nikolaus II. musste im
Schloss vorgenommen werden31 – Nikolaus’ »kaiserlicher Auftritt« war verdorben.
Das königliche Zeremoniell zum Regierungsantritt des Majoratsherrn war ohne
Zweifel übertrieben und unangemessen, denn es zeigte kaiserliche Gebärden. Von
ähnlich anmaßender Aussagequalität war das kurz zuvor entstandene Bildnis des
damaligen Prinzen Nikolaus »in Grandezza naturale«. Martin Knoller (1725–1804) Erbprinz Nikolaus Esterházy in der Uniform der
Königlich Ungarischen Adeligen Leibgarde, Gemälde
von Martin Knoller (1725–1804), 1793. Esterházy
Privatstiftung, Schloss Eisenstadt.
Kaiser Joseph II., Ölskizze von Martin Knoller (1725–
1804), nach dem Porträt von Pompeo Batoni, 1793.
Esterházy Privatstiftung, Schloss Eisenstadt.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur