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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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Page - 93 - in Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers

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Als Mensch schwärmerisch 93 125 Am ehesten sind sie noch mit dem Badhaus von Joseph Hardtmuth (1752–1816) für Nikolaus’ Schwager Aloys in dessen Eisgruber Garten vergleichbar, das aber schnell wieder abgerissen wurde (vgl. Körner 2004, S.  42f.). 126 Am 1. April 1798 wurde ein Grundstück von Graf Wenzel Paar hin zur Ungargasse erworben, um den Garten um fast 3.000 Klafter zu erwei- tern. 1799 wurden Teile des Gartens (Nr.  208) an den Fuhrunternehmer Joseph Neumann verkauft (vgl. Kaufvertrag Nikolaus II. mit Erzherzog Carl, 3. Februar 1810, in ÖNB, ALB, Port16, 19 Kar), der den Grund 1801 an Carl Joseph von Arnstein verpfänden musste (vgl. Auszug aus Domgrundbuch St. Stephan, 27. September 1801, in : MOL, FAE, P108, Rep. 21, 144cs., Fasz. 2, Nr.  12). 1806 nahm Nikolaus die Flächen gegen teilweisen Erlass von Neumanns Schulden wieder zurück (MOL, FAE, P108, Rep. 21, 144cs., Faz. N, Nr.  12, 11. Dezember 1806). Im Palais selbst (Nr. 209) wohnte seit 1804 Botschafter Graf Razumofsky (während der Bauarbeiten an seinem nahe gelegenen Palais), der 1808 auszog und den von ihm erbauten Gartentempel, der ebenfalls ein Zeltzimmer enthielt, Nikolaus überließ (vgl. Schreiben des russischen Hofrats v. Rudrat an die DD, 13. Dezember 1807, in : MOL, FAE, P108, Rep. 21, Fasz. N, Nr.  12). 1810 ver- kaufte Nikolaus II. Palais und Garten (mit den Grundstücken 208–210) für 140.000 Gulden an Erzherzog Carl (vgl. Kaufkontrakt, 30. Januar 1810, zit. bei : Kisch 1888–95, S.  415f., auch bei : ÖNB, ALB Por 16,19 Kar). Heute ist die später als Arenbergpalais und -garten bekannte Anlage zerstört (1030 Wien). 127 Vgl. Kündigungsschreiben, 17. Februar 1798, in : MOL, FAE, P149, 15cs.,B, h, Zentralverwal- tung 1798/212. 128 Vgl. Lossky 1986. 129 Vgl. Starcky 2007, Kat.-Nr. 50, 51, S.  146f. (Margit Kopp). Nikolaus kaufte beim Abgang Thomons aus seinen Diensten weitere Zeich- nungen (vgl. Inventar der Handzeichnungen und Kupferstiche, 1832, in : MOL, FAE, P112/102). Thomon hatte auch Prinzessin Leo- poldine Zeichenunterricht gegeben (vgl. Gabriel 1998 [1], S.  81–85). 130 Neben seinen Innenraumgestaltungen für das Winterpalais sollten nur mehr zwei weniger bedeutende Gartenplanungen in einem Teil von Pavlovsk und dem Garten des Kamennoos- trovskij-Palastes entstehen (vgl. Schuiskij 1981, S.  62ff., 112f.). 131 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 14. Juli 1801, in : MOL, FAE, P134, E, Nr.  731. 132 Starhembergs Tagebuch, Bd. II, S.  337, 7. Sep- tember 1802, in : OÖ LaA, Starhemberg Archiv, Sch. 34, zit. in : Thürheim 1889, S.  114. 133 Vgl. Wolf 1875, S.  306. 134 Paul Esterházys »Cahier jour«, um 1798–99, in : MOL, FAE, P113, 251–255, Nr.  181, S.  10v f. novativ. Denn Nikolaus’ Architekt transferierte den programmatischen Reduktio- nismus von Claude-Nicolas Ledoux nach Österreich, wo er allerdings dem nach gestalterischen Formen suchenden Nikolaus wohl zu gewagt erschien. Damit traten Thomons Ideen nicht aus dem Planstadium heraus und blieben Ausnahmeerschei- nung125. Mit der stattdessen verwirklichten Eremitage forderte Nikolaus jedoch die Moralbegriffe heraus. Anscheinend verlor er allerdings den Mut oder die Lust bei der konsequenten Weiterführung dieser Ansätze. Thomas de Thomons Ideen zeigen Nikolaus in seiner frühen Regierungsphase experimentierfreudig und provokativ. Für den suchend-unruhigen Geist des Fürs- ten waren sie allerdings langfristig architektonisch zu streng. In abgeschwächter Form und mit zunehmender Akzeptanz der radikalen Formen des Klassizismus wurden sie jedoch in Zukunft prägend für die Vorstellungen des fürstlichen Bau- herrn, wie die Entwürfe von Thomons Nachfolger als Hofarchitekt für Eisenstadt belegen sollten, die sich ebenso an Ledoux’ Architekturvisionen orientierten. Der Esterházy-Garten auf der Landstraße erwies sich schnell als zu klein für Niko- laus’ Spielfläche mit den unterschiedlichen Stilen, Moden und dem Geschmack. 1798 endeten die Bauarbeiten auf diesem Experimentierfeld für neue Architektur in Wien126. Auch Jean-François Thomas de Thomon kündigte im Februar 1798 mit der Be- gründung, dass es ihm an Bauaufträgen mangle127. Zwar hatte er während seiner Esterházy-Anstellung auch für andere Auftraggeber tätig sein dürfen, wie bei der erwähnten Fürstin Lubomirska in Łańcut128, doch schien der fürstliche Bauwille Thomons Tatkraft nicht auszulasten. Denn dieser hatte größere Visionen, wie er mit zwei Zeichnungen des Forum Romanum, die er Nikolaus 1795 zum Geburtstag geschenkt hatte, bewies129. Seine hier zwischen die Ruinen Roms eingefügte archaisch strenge Halle in den Formen des Revolutionsklassizismus konnte der junge Franzose dann als kaiser- licher Architekt der Börse in St. Petersburg verwirklichen, wohin er aus den Diens- ten Nikolaus’ in Wien wechselte130. 5. Als Mensch schwärmerisch Als Nikolaus an die Regentschaft des Majorats kam, waren seine Kinder Paul An- ton und Leopoldine acht und sechs Jahre alt. Als Vater dürfte seine Fürsorge für die beiden wohl nur oberflächlich-schwärmerisch gewesen sein. Denn der Fürst haderte zu viel mit seinem Selbstbild, in dem er sich suchend wie in der Anlage seines Gartens auf der Landstraße zeigte. Prinzessin Leopoldine, »deren Glück mein Hauptziel ist«131, wie der Vater schrieb, war um die Jahrhundertwende »pour le moment une des plus belles créatures de l’Europe. Grande, svelte, blonde, beau traits, parfaite en un mot«132. Ihre Zeichnungen fanden bei Antonio Canova Anerkennung133 ; auch ihr Bruder Paul Anton würdigte das Talent der elfjährigen Prinzessin und deutete gleichzeitig auf ein gewandeltes Erziehungsbild in der Prinzenerziehung hin. So bemerkte er in einem Brief an sie, dass beide die gemeinsamen Kinderspiele vergessen hätten, er sich der Staatskunst zuwende und sie ihre Zeit mit Apoll und den Musen verbringe : »Es ist die Republik der schönen Künste. Der Parnaß teilt sich und die zwei Armeen der Wissenschaften und die der Künste stehen sich gegenüber wie im Trojanischen Krieg.«134 Nach der Zeit des kindlichen Spiels, einer der grundlegenden Forderungen der pädagogischen
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Subtitle
Biografie eines manischen Sammlers
Author
Stefan Körner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Size
23.0 x 28.0 cm
Pages
404
Category
Kunst und Kultur
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