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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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Page - 94 - in Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers

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PROBIEREN UND SUCHEN94 135 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 1. Juni 1802, in : MOL, FAE, P134, E, Nr.  764. 136 Vgl. Reiss 1995, S.  199f. 137 Vgl. Starhembergs Tagebuch, Bd. II, S.  337, 7.  September 1802, in : OÖ LaA Linz, Star- hemberg Archiv, Sch. 34, zit. in : Thürheim 1889, S.  115. 138 Nikolaus hielt am französischen Hauslehrer fest, obwohl Kaiser Franz ausdrücklich gegen die Er- ziehung durch französische Hauslehrer eintrat, da er wünschte, »daß dero deutsche Untertha- nen … deutsch denken lernen« (ÖStA, AVA, Polizeihofstelle 1793/1200, zit. nach : Steeb 1999, S.  168). Im Vordergrund stand jedoch die Sorge, dass die Franzosen ihre Schützlinge mit französischer Freigeisterei und Demokratie- forderung anstecken könnten. Auch Ungarisch wurde den Kindern unterrichtet ; so ist der Sprachmeister des Prinzen Nikolaus, Gabriel Posa, bekannt (vgl. EPA, CD 1812/108, o. D.) Posa war eigentlich Arzt (vgl. Universität Wien 1818, S.  185). Zu Paul Antons Ausbildung vgl. Hajnal, István : Egy magyar haerceg ifjúkora Napoleon idejében, in : Történelmi Szemle 205 (4927, S.  265–291, 415–447) ; ders.: Le Journal du Paul Esterházy sur son Séjour en France en 1814, in : Revue des études des Hongrois 7 (1929), S.  35–63. 139 Vgl. Starhembergs Tagebuch, Bd. II, S.  337, in : OÖ LaA, Starhemberg Archiv, Sch. 34, zit. in : Thürheim 1889, S.  114. Lehren von Jean-Jacques Rousseau, die sich von der erwachsenengleichen Erzie- hung der Jungaristokraten des 18. Jahrhunderts abhoben, folgte die herkömmliche ständische Ausbildung der jungen Prinzen zu Militärs und Staatsmännern und die der Prinzessinnen, die in den schönen Künsten Freizeitbeschäftigung finden sollten. Paul Anton, der als Erbprinz schon früh vom Vater in die Repräsentationsaufgaben einbezogen wurde, erfüllte Nikolaus mit Freude und Stolz : »[N]ichts fehlt unse- rer Zufriedenheit, denn Paul ist mit uns.«135 Der Sohn hingegen sah sich in dieser Lebensphase später eher als vernachlässigt in Bildung und Obsorge136. Erst seine Hauslehrer, der Ungar Demeter Görög und der Franzose Bagot, konnten aus dem Knaben einen jungen Mann machen, der als geistvoll, gebildet, liebenswürdig, sehr weltgewandt, bescheiden und von gutem Herzen beschrieben wurde137. Fürst Nikolaus, der sich gegen äußeren Widerstand für einen französischen Hauslehrer seines Sohnes eingesetzt hatte138, erschien gegenüber der Beschreibung seines Sohnes eher als blasse Gestalt. Sein Cavalier-Freund Starhemberg beschrieb ihn schon von seiner Physiognomie und äußeren Wahrnehmung her eher als aus- druckslos. Er sei gebildet, sprachkundig, aber eher wortkarg, von mittelmäßigem Verstand, aber sehr nobel, ein Grandseigneur eben139. Die Fürstin Maria Hermene- gilde liebe er nicht, denn Nikolaus verachtete ihren Umgang mit den »alten Perü- cken«140 der Standesgesellschaft des Ancien Régime. Ihr Auftreten war gemäß ihrer sozialisierten Rolle als Fürstengattin »charming, unaffected«141. Nikolaus selbst sah sich als Opfer, das in der von der Gesellschaft erwarteten Rolle als Fürst und Majoratsherr gefangen war : »Ich bin nicht mein eigener Herr, mein Wille gilt nicht.«142 Nach eigener Aussage verabscheute er Verschwörungen, Undankbarkeit und Bosheit, nur zwinge ihn seine Umwelt stetig zu Skandalen, die ihm unangenehm seien und traurig stimmten. Genau diese – nicht näher aus- geführten – Ränke und Machenschaften hätten ihm bei den Wienern einen so schlechten Ruf eingebracht, dass er sich später immer mehr aus der Stadt zurück- ziehen sollte. Ebenso pessimistisch erschien Nikolaus über sein Umfeld zu denken, denn »ich sehe ein, daß man sich auf niemanden verlassen kann«143. Wesentliche Triebfeder seines Handelns von 1794 bis ca. 1814 war seine Unstetheit : »Du kennst meine Ungeduld und Unruhe, ich schlich wie ein Spion durch das ganze Haus«144, schrieb er 1802. Häufig war der Fürst unentschlossen wankelmütig oder vorwärts preschend in seinen Entscheidungen. Bestimmte neu gewonnene Überzeugungen Prinzessin Leopoldine Esterházy, verheiratete Prinzessin Liechtenstein, Miniatur auf Porzellan von J. Bodmer nach René-Théodore Berthon (1776–1859), 1806. Esterházy Privatstiftung, Schloss Eisenstadt (Nachlass von Fürstin Maria Hermenegilde). »Portrait des jungen Fürsten Nikolaus«, genannt Prinz Nickerl, Miniatur, um 1803. Esterházy Privatstiftung, Schloss Eisenstadt (Nachlass von Fürstin Maria Hermenegilde).
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Subtitle
Biografie eines manischen Sammlers
Author
Stefan Körner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Size
23.0 x 28.0 cm
Pages
404
Category
Kunst und Kultur
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