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PROBIEREN UND
SUCHEN96 145 Zielinska, 24. Januar 1822, in : ÖStA, AVA,
Polizeihofstelle 1822/283.
146 Sie hatte »Eifer, sich unter die Großen zu drän-
gen, um sich mit dem Glanz zu umgeben« (vgl.
ehem. Akten Archiv des Innern, Vortrag vom
19. Februar 1815, in : Fournier 1913, S.
399).
147 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 4. Au-
gust 1800, in : MOL, FAE, P134, E, Nr.
710.
148 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 17. Sep-
tember 1797, in : MOL, FAE, P134, E, Nr. 657.
149 Einmal entwarf er die feinfühlige Allegorie des
gemeinsamen zurückgezogenen Lebens als ein
Zimmer mit »den schönen roten Vorhängen,
gegenüber von dem englischen Kupferstich«
(Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 27. Mai
1797, in : MOL, FAE, P134, E, Nr. 665).
150 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska,
23. Mai 1797, in : MOL, FAE, P134, E,
Nr. 666.
151 Zielinska, 24. Januar 1822, in : ÖStA, AVA,
Polizeihofstelle 1822/283.
152 Zuvor Graf Andreas Hadik de Futak, ab 1796
gehörte der Grund Christian Samuel Lotzbeck
von Lahr, Besitzer des Leinwand-Handels-
hauses Lotzbeck, der das Haus erweiterte
(vgl. Grundbuch Baumgarten, in : StLaAW,
Sign.180/1–17 (Penzing)).
153 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska,
30. Juli 1801, in : MOL, FAE, P134, E, Nr. 740.
Bauunterlagen zum Haus haben sich weder
in den Akten des StLaAW, der ehemaligen
Grundherrschaft von Baumgarten Oberes Gut,
dem Kloster Vornbach bei Formbach oder
dem Kreisamt unter dem Wiener Wald, heute
NÖ LaA, erhalten. Umbau des Hauses und
Abriss eines Glashauses, erwähnt in : EPA, CD
1803/301, 440, 938, wofür ein Gärtner Smidt
verantwortlich war.
154 Zentralkommission für Kunst- und historische
Denkmale 1908, S. 58.
155 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 9. Ok-
tober 1801, in : MOL, FAE, P134, E, Nr. 729.
156 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska,
24. Mai 1802 und 27. Juni 1802, in : MOL,
FAE, P134, E, Nr. 768 und 750.
157 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 2. Au-
gust 1802, in : MOL, FAE, P134, E, Nr.
763.
schien ihn doch die Unsicherheit in seinen Projekten stets zu begleiten und in sei-
nem Leben und Lieben zu beeinflussen. Besonders innerhalb seiner außerehelichen
Beziehung hat die »Eifersucht viel zur Veränderlichkeit des ohnediß wankelmüthi-
gen Fürsten beygetragen«145.
Auslöser seiner bisweilen ungestümen Eifersucht war in dieser Lebensphase die
aus Polen stammende Gräfin Henriette Zielinska (1779–1822)146, die von 1796147
bis 1810 wichtigster emotionaler Bezugspunkt seines Lebens war. Seine Briefe an
sie zeigen eine weitere Facette Nikolaus’ Charakter, den fragenden, verletzlichen
und enthusiastischen Menschen. Nikolaus schrieb Henriette ausgelassen, er liebe
sie wie ein Narr, »aimer à la folie«, legte ihr sein gutes Herz, seine edle Seele zu
Füßen, denn alles andere sei »chimere et illusion«148. Nur hier zeigte sich der Fürst
jenseits von Standesdünkel, Repräsentationswunsch und dem Druck zur Macht-
demonstration. Immer wieder betonte er, sich nach Privatheit zu sehnen149. War
Nikolaus anfangs noch vorsichtig, da er weder Klatsch noch Indiskretion entstehen
lassen wollte150, so wurde die Beziehung in der Wiener Gesellschaft dennoch we-
gen ihrer Intensität und der großzügigen Geschenke an die Zielinska allgemein
bekannt, denn der Fürst »sorgte fürstlich für sie«151.
1801 mietete er für Henriette Zielinska das bei Hütteldorf vor den Toren Wiens
gelegene Schloss Baumgarten152, das ganz nach dem Wunsch der Freundin umge-
staltet werden sollte, wofür Nikolaus Planungen machen ließ153. Der damals ent-
stehende Garten zum nahen Wienfluss galt noch später als »eine[r] der schönsten
Landgärten in der Wiener Umgebung«154. Hier wurden ab 1803 Bäder errichtet155,
für die, wie auf der Landstraße, Baumeister Joseph Reymund verantwortlich war156.
Doch Nikolaus, der sich selbst als »Landmann von Baumgarten« bezeichnete und
damit auf das empfindsam-verbrämte aufgeklärte Ideal des Landlebens anspielte,
brachte sich kaum in die Bauangelegenheiten ein und ließ verlautbaren, er komme
erst, wenn das Bad fertig sei, um es mit ihr auszuprobieren157.
Nikolaus war also auch hier – wie im Umgang mit seinen Kindern – schwärme-
risch. Denn eigentlich entsprach Baumgarten weniger dem Rousseau-Ideal »zurück
zur Natur« oder dem freien Landleben, sondern war als privater Rückzugsort mit »Ansicht des Esterhazyschen Palais in Baumgarten«
von Hütteldorf bei Wien aus, Aquarell, 1823. Wien-
Museum.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur