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Als regierender Souverän feierlich und ambitioniert 111
232 Vgl. Kalamár 2009, S. 292, 290ff. Auch ein
Baumeisterstreit trug zur Bauverzögerung bei.
233 Vgl. EPA, CD 1795/470, 11. März 1795.
234 Vgl. EPA, CD 1797/527, 4. März 1797 ; CD
1797/1802, 5. September 1797.
235 Vgl. Ernst 1996, S. 110.
236 Vgl. EPA, ER 1797/183, 184 ; 1798/212, 213 ;
vgl. EPA, ER 1797/170, Beilage 17 (Kaserne,
Plan siehe EPA, Plansammlung, BP506) ; ER
1799/185, 186 (Schule) ; Umbau Musikerhaus
(EPA, Plansammlung, BP520-2). Detailänderungen die Bauarbeiten hinauszögerten, was von der fürstlichen Unent-
schlossenheit und Ungeduld, die nächsten Schritte reifen zu lassen, kündete232.
Während der Italienreise hatte Nikolaus im Inneren des Schlosses nach den Vor-
gaben Lamberg-Sprinzensteins das fürstliche Schlafzimmer neu ausstatten lassen,
wovon noch heute die klassizistischen Öfen zeugen233. Nachdem 1796/99 der öst-
lich des Schlosses anschließende sogenannte Apothekenfügel abgerissen worden
war, wurden bis zum Frühjahr 1797 auch die ehemaligen Gräben an der Platzseite
des Schlosses aufgefüllt und der so entstandene Schlossplatz abgegraben. Auch der
seit 1794 liegen gebliebene Säulenbalkon am Schloss wurde nun in Korrespondenz
zu den Säulenstellungen der Stallungen gegenüber modifiziert und unter der Auf-
sicht des Hofgärtners Pölt vollendet234.
Dass der Eisenstädter Schlossbezirk Nikolaus’ von außerordentlichem Größen-
anspruch war, bewiesen die Planungen auf dem sogenannten Berg (auch Oberberg),
der zum fürstlichen Besitz gehörte. Hier befanden sich westlich des Schlosses das
Jüdische Quartier, der Meyerhof mit dem Friedhof der Angestellten, das Kran-
kenhaus der Barmherzigen Brüder und der Komplex des aufgelassenen Klosters
der Franziskaner mit der dazugehörigen Bergkirche und den Funktionsgebäuden
für den Hof, darunter auch das Musikerhaus und die Grenadierkaserne. Nikolaus’
Forderung an die Stadtgemeinde nach der Übertragung der dortigen säkularisierten
Realitäten der Franziskaner im Jahre 1796 und die Erhebung der ehemaligen Klos-
terkirche zur Schlosspfarre235 bewies, dass der Fürst keinen bescheidenen Landsitz
plante, sondern in der Tradition einer Residenzstadt dachte. Sofort nach der Über-
tragung wurden das Klostergebäude, die Grenadierskaserne und die sog. Bergkir-
che unter der Leitung des Baumeisters Joseph Ringer generalsaniert236. Neben der
Ansicht und Grundriss des neuen Balkons an der
Hauptfassade des Schlosses Eisenstadt, nach
einem Entwurf von Benedict Hainrizi (1746–1799),
Baumeister Joseph Ringer d. J. (1754–1833), 1797.
Esterházy Privatstiftung, Archive.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur