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GESTALTEN WIE EIN
KÖNIG134 33 Vgl. Charles Moreau an Botschafter Adrien
Comte de Montmorency, 24. Februar 1829, in :
ÖStA, HHStA, Staatskanzlei, Frankreich, Noten
der französischen Botschaft, 1829–30, Karton 30,
zit. in : Kalamár 2000, Fn. 262, S. 483. Vgl. auch
Kalamár 2004, S.
111f.
34 Vgl. Folliot 1989.
35 Vgl. EPA, CD 1803/655, 5. März 1803.
36 Vgl. EPA, CD 1803/905, 932, 938, 994, 1113,
1209, April–Mai 1803.
Doch nicht nur die architektonischen Entwicklungen sollte der Fürst, der in Paris
enthusiastisch Ideen sammelte, 1803 finden. Auch den zukünftigen Gestalter seiner
Visionen, den jungen Pariser Architekten Charles Moreau (1758–1840), traf er in
diesen Monaten und engagierte ihn nach Eisenstadt33. Moreau war neben dem
erwähnten Architektenduo Percier und Fontaine Schüler im Atelier Jacques-Louis
Davids gewesen und ausgebildeter Architekt, der am Beginn einer vielversprechen-
den Karriere stand. So hatte er 1800 den Wettbewerb zur Colonne nationale auf der
Place de la Concorde gewonnen, was in der Presse heiß diskutiert wurde34.
Neben all dem war Paris auch Quelle für wissenschaftliche Betätigungsfelder des
umtriebigen Fürsten, der bei seinem Besuch in Malmaison neben der Innenausstattung
auch die neuen Anlagen von Gewächshäusern und Pflanzensammlungen, die Joséphine
Beauharnais hier anlegte, besichtigte. Anscheinend beeindruckt von den Anlagen, die
in eigenen Treibhäusern einzelne Naturregionen der Erde mit deren Pflanzen vorstell-
ten, unterbrach der Fürst von Paris aus die heimischen Arbeiten an den Eszterházer
Treibhauskulturen35 und drängte energisch, das große Eisenstädter Orangerieprojekt
zu beschleunigen36. Es gedieh damit wohl in der Pariser Zeit die Idee, die Eisenstädter
Treibhäuser nach den Herkunftsregionen der Pflanzen auszubauen, wofür die wach-
sende Pflanzensammlung Nikolaus’ besonders nach 1810 berühmt werden sollte.
Paris war 1803 für Nikolaus II. ein reicher Quell für Begegnungen mit der neuesten
und luxuriösesten Kunst Europas. Er kaufte, bestellte und besichtigte. Wie im Rausch
hatte er Ideen in Architektur und Innenraumgestaltung aufgesogen und binnen drei
Monaten gleich zwei junge Experten für die Umsetzung seiner wachsenden Ideen
zum Ausbau der Kunstsammlungen und einer Eisenstädter Kulturlandschaft getroffen
und sicher mit visionären Versprechungen nach Österreich und Ungarn gelockt. Niko-
laus schien spontan, unkonventionell und dem neuesten Geschmack dabei ebenso auf-
geschlossen wie dem neuen Regenten Napoléon selbst, dem er sich womöglich wegen Schreibzeug, Bronzeguss von Pierre-Philippe Thomire
(1751–1843), Uhrwerk von Louis Moinet (1768–1853),
um 1800. Esterházy Privatstiftung.
Pendule mit Amor und Psyche mit zugehörigem
Leuchterpaar, Bronzeguss nach dem Entwurf
von Claude Michallon (1751–1799), um 1800, 1803
von Nikolaus II. in Paris erworben. Esterházy
Privatstiftung, Schloss Eisenstadt.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur