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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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Page - 238 - in Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers

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GESTALTEN WIE EIN KÖNIG238 436 Vgl. Inventare von Pottendorf, in : MOL, FAE, P112, Nr.  24, 82, 83, 106. »Die weitläufigen ho- hen Zimmer des Schloßes, trotz ihrer Moder- nisierung durch die Dicke ihrer Mauern an ihr Alterthum mahnend, bergen in ihrem Innern eine Menge von Gemählden aus allen Schulen, unter denen manches Vorzügliche, zum Theil auch, wie das große Bild : Gustavs Adolphs Tod historisch Wichtiges vertheilt ist« (Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, Jg. XV, Nr.  115 [24. September 1824], S.  624). 437 Die Jahreszahlen in den Wiener Archiven schwanken zwischen 1787 und 1791. Den 7.  Juli 1786 als Geburtsdatum bestätigte die Stadt Paris (vgl. Extrait du Registre des Actes de Marie Louise Plaideux, 13. März 1828, in : Lan- desarchiv Baden-Württemberg, Generallandes- archiv Karlsruhe, Diplomatische Sektion, Abt. 233/2388). 438 Finanzverhältnisse Nikolaus’ II., in : ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/3124 (26. Juli 1811). 439 Sie wurde vom Italiener Veit Maria Bettera begleitet, der angeblich vom französischen Außenminister Talleyrand auf Fürst Nikolaus  II. angesetzt worden war. 1806 dürfte Bettera in Paris den Talleyrand-Vertrauten Chevalier de Reuil kennengelernt haben, der ihn für Spitzeldienste anwarb. In Paris kam Bettera mit der Plaideux zusammen und ging mit ihr auf die Suche nach dem »spendierten Glück«. Bettera sei in »Frankreich von Groß und Klein gehasset« (vgl. Finanzverhältnisse Nikolaus’ II., in : ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/3124 [3. September 1811, 2. Juni 1812]). Chevalier de Reuil wiederum war Vermittler zwischen Niko- laus II. und Luigi Cherubini (freundliche Mit- teilung Marko Motnik, Wien). Bettera kam mit nach Wien und wurde von Nikolaus II. finan- ziert. Vgl. Bettera 1823, worin er seine Vorwürfe an Nikolaus II. und Paul Anton abdrucken ließ. 440 Finanzverhältnisse Nikolaus’ II., in : ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/3124 (26. Juli 1811). 441 Noch kurz vor der Abreise, am 18. Juli, wurde dem Fürsten fast eine halbe Million Gulden nach Paris transferiert (vgl. EPA, GC Hand- buch 1810). 442 Vgl. EPA, CD 1810/3583, 28. Juli 1810. 443 Finanzverhältnisse Nikolaus’ II., in : ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/3124 (26. Juli 1811). 444 Umbauten im ehem. Haus des Vizedirektors Süss am Eisenstädter Oberberg (vgl. EPA, CD 1812/1166, 1781, 3328, 3853, März bis August). Wohnung in Wien, Innere Stadt, Konskripti- onsnummer 265 (Kohlmarkt). 445 Vgl. Finanzverhältnisse Nikolaus’ II., in : ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/3124 (19. Oktober 1811). 446 Finanzverhältnisse Nikolaus’ II., in : ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/3124 (25. Oktober 1811). Glanzpunkte waren die für Wiener Verhältnisse damals einzigartig reich vertrete- nen großen Meister der italienischen Renaissance. Hierfür hatte sein Vetter Lam- berg-Sprinzenstein zeitlebens nie genug Geld. Dem anderen großen Neusammler der Zeit, dem aus bürgerlichem Stand stammenden Grafen Fries ging dieses mit dem Staatsbankrott von 1811 zu schnell aus. Auch später blieb die Esterházy-Ga- lerie in Anbetracht der aufkommenden bürgerlichen Sammlungen ihrem Typus als klassizistische Sammlung treu. Damit war die Sammlung des Fürsten Nikolaus zwar modern, aber auf keinen Fall sammlungstechnisch experimentierfreudig. Ni- kolaus und sein Berater Fischer nutzten das Wissen der Zeit und kompilierten es zu einer eigenen Galerie. Sie setzten in der didaktischen Vermittlung für das Publikum Maßstäbe in der Wiener Museumslandschaft. Die Esterházy-Galerie in Laxenburg konnte von nun an den interessierten Bürgern – so dieser angemessen gekleidet war – bei freiem Eintritt Geschmacksschulung und Kontemplation bieten. Sie sollte zum Musenort des bürgerlichen Publikums nach den Kriegswirren wer- den und dem Ansehen des liberalen und patriotischen Sammlers dienen, der 1810 enthusiastisch und energisch seine Projekte wieder aufgenommen hatte. 7.4 Die Plaideux-Affäre Während im Laxenburger Haus die Kunstsammlung des Fürsten einem breiten Publikum adäquat präsentiert wurde und vom gesellschaftlichen Höhenflug ihres Besitzers kündete, dürfte mit dem Umzug der Galerie von Pottendorf auch die gezielte Freimachung des dortigen Schlosses bezweckt worden sein. Nikolaus be- trachtete Pottendorf seit 1803 als intimen Rückzugsort, in dem er weiterhin von Gemälden einer Art Sekundärgalerie436 umgeben war, jedoch fern des Hofes in Ei- senstadt »privat« sein wollte. Demzufolge bezog Ende Juli 1810 auch eine sehr pri- vate »Erwerbung« der Pariser Reise in Pottendorf einen Wohnsitz – Marie Louise Plaideux (1786–1835)437. Der immer schon den Reizen des Eros ergebene Fürst Nikolaus hatte die junge Frau im Juli 1810 im Pariser Lokal Parrerrival kennengelernt. Hier gab er sich »ge- gen kostspielige und beträchtliche Bedingnüsse«438 der Lust der jungen Dame hin439. Innerhalb von nur zwei Wochen vertiefte sich die Beziehung von Nikolaus  II. zur schönen Plaideux, welcher »der Fürst in seiner angefeuerten Liebe alles zugesichert hat«440. In einem Vertrag soll der spendable Nikolaus erklärt haben, die Plaideux als seine Mätresse nach Wien nehmen zu wollen und ihr ein Deposit anzulegen441. Am 27. Juli kam der Fürst mit Marie Louise Plaideux in Wien an442, »und von dem Augenblick [an] speiste die schöne, junge Geliebte … mit dem Fürsten in Eisenstadt an der Tafel, wenn auch große fremde Generals dabey zugegen sind«443. Schnell bezahlte Nikolaus die langjährige Mätresse Zielinska aus und richtete nahe seiner Hauptresidenzen Wohnsitze für die Plaideux ein444, die 1811 ein Mädchen, Nata- lie, zur Welt brachte445. Mit beiden ließ sich der Fürst oft »in Publizität« 446 sehen, und ganz Wien begann zu reden, wie ein Geheimagent mitteilt : »… welch üble Sensationen das scandalöse Leben des Fürsten mit der ehrvergessenen Pariserin … bei Personal und Publico erregt, kann ich nicht beschreiben. Jährlich 80. Tausend  fl. sind zu Unterhaltung ihres Hofstaates, der dermalen aus 12 Personen besteht, nicht hineingerechnet, der Schmuck und die Kleider, die die Fürstin selbst nicht hat, dazu- gerechnet.«447 Der ohnehin immer kritischer wegen seiner finanziellen Ausschwei-
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Subtitle
Biografie eines manischen Sammlers
Author
Stefan Körner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Size
23.0 x 28.0 cm
Pages
404
Category
Kunst und Kultur
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