Page - 244 - in Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
Image of the Page - 244 -
Text of the Page - 244 -
GESTALTEN WIE EIN
KÖNIG244 468 Dass beide anwesend waren, belegt Clary et
Aldringen 1914, Brief 18 (20. April 1810),
S. 154f.
469 Mehrfach war sie deswegen bei Napoléon und
konnte so noch größere finanzielle Schwie-
rigkeiten des Hauses abwenden. Man sprach
geradezu von Verarmung – freilich auf höchs-
tem Niveau (vgl. Piendl 1981, S. 85).
470 Am 14. Dezember 1810 kam Nikolaus aus Re-
gensburg zurück (vgl. Rosenbaum, Karl Joseph :
Tagebücher, 15. Dezember 1810, in : ÖNB,
Han, Ser. 200, S. 55r).
471 Auf den Wunsch der Väter sollte der Vertrag
auch von Franz I. unterzeichnet werden, um die
Bedeutung der Verbindung der Häuser Ester-
házy und Thurn und Taxis darzustellen und sich
wieder der Gunst des Kaisers zu versichern (vgl.
Allgemeine Deutsche Biographie 1877, S. 388).
gezielt seine lasterhaften Verfehlungen hervor. Der Schaden für seinen Ruf war
außerordentlich, denn Nikolaus galt in der öffentlichen Meinung immer mehr als
lasterhaft, verschwenderisch, selbstverliebt und staatsschädigend.
Doch schon Mitte Oktober begannen die Ausgaben des Fürsten von Neuem zu
steigen, denn eine Hochzeit stand ins Haus und musste gemäß ihrer Bedeutung
ausgestattet werden.
8.3 Der Erbprinz heiratet
Die Hochzeit des Erbprinzen war als dynastische Versicherung des Fortbestandes
des Hauses Esterházy eine der wichtigsten Aufgaben des Fürsten Nikolaus II. Um
eine gute Partie zu arrangieren, waren die Status- und Standeserhöhungen durch
Glanz und Hofhaltung von elementarer Bedeutung gewesen.
Der Fürst dürfte 1810 während der Napoléon-Hochzeit Fürstin Therese Mathilde
Thurn und Taxis (1773–1839), geborene Prinzessin Mecklenburg-Strelitz, und de-
ren Tochter Prinzessin Therese Thurn und Taxis (1794–1874) getroffen468 und die
Hochzeit mit seinem Sohn Paul Anton arrangiert haben. Nikolaus kannte die durch-
setzungsstarke Fürstin Thurn und Taxis, die de facto die Regierungsgeschäfte der
Familie führte469, über deren Schwestern Luise und Friederike, die späteren Königin-
nen von Preußen und Hannover, von dem großen Esterházy-Ball auf der Frankfurter
Krönung 1792. Im Dezember 1810 verhandelte der Fürst dann die Verheiratung sei-
nes Sohnes470 und am 19. Oktober 1811 konnte der Heiratskontrakt in Regensburg
unterzeichnet werden471. Nikolaus verwarf daraufhin die Spar- und Italienreisepläne,
denn die Ehe des Erbprinzen mit der Tochter des Oberhaupts der Thurn und Taxis
war adäquater Höhepunkt seiner Heirats- und Standespolitik und musste angemes-
sen ausgestattet bzw. gefeiert werden. Schließlich waren die Thurn und Taxis mit Tabakdose mit den Porträts von Nikolaus II., seiner
Gattin und den Kindern Paul Anton, Nikolaus und
Leopoldine, Dose von Pierre-André Montauban
(1763–?), Paris, 1798–1809, Porträtminiaturen wohl
Wien, um 1810, Brautwerbungsgeschenk an das
Haus Thurn und Taxis 1812. Privatbesitz (vormals
Sammlungen der Fürsten Thurn und Taxis).
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur