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RÜCKZUG IN DIE
KUNST262 15 Vgl. EPA, DD 1814/3635, 15. August 1814 ;
»nach Rom« (vgl. Gästebuch Eisenstadt, 1814, in :
OSK, Han, Quart.-Germ. 1023).
16 Vgl. Hudal 1952, S. 35, Duerm 1899, S. 43,
Anm. 1.
17 Schreiben Franz’ I. an Pius VII., in : MOL, EPA,
P108, Rep. 76, Fasz. XXI.M.
18 Vgl. EPA, CD 1822/4039, 1. Oktober 1822.
Dankesschreiben Pius’ VII. an Franz I., 1. Sep-
tember 1814, in : Engel-Janosi 1964, Dokument
17, S. 123f.
19 Vgl. Schemper-Sparholz 1997, S.
265.
20 Vgl. Nikolaus II. an Paul (III.) Anton, Rom,
13./19. September 1814, in : MOL, FAE, P136,
1cs., A, Nr. 169ff., 182.
21 Am 19. Mai 1815 berichtete Canova, dass die
Sitzstatue fertig sei. Am 25. Juni 1815 antwortete
der Fürst, er wolle sich die Figur alsbald selbst in
Rom ansehen (vgl. EPA, CD 1816/844, 19. Mai
und 25. Juni 1816).
22 Vgl. Nikolaus II. an Paul (III.) Anton, Neapel,
21. September 1814, in : MOL, FAE, P136, 1cs.,
A, Nr. 172.
23 Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 23. Ok-
tober 1814, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267. Später wurden Nikolaus II. und Murat
sogar wegen ihrer überbordenden Eitelkeit und
Luxusliebe im Hinblick auf ihre Galaroben
verglichen (vgl. Human Peacocks, in : Littell’s The
living age, Jg. 1867, Januar bis März, Vol. XVII,
S. 766–768).
24 Vgl. Zöllner 1965.
25 Vgl. Nikolaus II. an Paul (III.) Anton, Florenz,
2.
Dezember 1814, in : MOL, FAE, P136, 1cs.,
A, Nr. 186.
26 Die Ligurische Republik, zu der Genua gehörte,
war 1805 gänzlich dem Machtbereich Frank-
reichs einverleibt worden und versuchte noch
bis zum Dezember wieder Eigenständigkeit zu
erreichen. Während der Genua-Konferenz am
Wiener Kongress wurde sie dann jedoch dem
Königreich Sardinien zugeschlagen.
27 Hinweis darauf in : Bettera-Wodopich 1823,
Brief vom 19. November 1817, S. 33.
28 Nikolaus II. an Johann Karner, Nervi, 10. De-
zember 1814, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1167.
29 Johann Karner an Nikolaus II., Wien, 28. De-
zember 1814, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267.
1.2 Papst, König, Ex-Kaiser, Familie und ein Kongress
Nachdem Nikolaus II. die wichtigsten Schritte zur Einrichtung des Mariahilfer
Palais eingeleitet hatte und gleichzeitig der Wiener Kongress der Siegermächte Eu-
ropas vorbereitet wurde, durfte er endlich nach mehrfachen Anträgen beim Kaiser
nach Italien reisen. Mit der kaiserlichen Auflage der Überbringung von diplomati-
schen Botschaften reiste Nikolaus am 14. August 181415 nach Italien ab16.
Er hatte ein Schreiben von Kaiser Franz I. zu überbringen, das im Konflikt zwi-
schen dem aus dem Exil nach Rom zurückgekehrten Papst Pius VII. und König
Murat in Neapel vermitteln sollte. Am 28. August 1814 erreichte Fürst Nikolaus
II.
Rom, wo er am 1. September bei einer Privataudienz im vatikanischen Palast dem
Papst die kaiserliche Depesche überbrachte, die dem wiederherzustellenden Kir-
chenstaat volle Unterstützung während des in 18 Tagen beginnenden Wiener Kon-
gresses zusagte17. Dem Überbringer dankte der Papst mit einem Rosenkranz, der
später Eingang in die Forchtensteiner Schatzkammer fand18. Während seiner Mis-
sion in Rom dürfte Nikolaus II. auch wieder an die im Sommer 1805 bei Canova
bestellte Skulptur von Prinzessin Leopoldine erinnert worden sein, deren baldige
Fertigstellung vorgesehen war19 und die während des Aufenthaltes Nikolaus’ in
Rom bis zum 19. September 181420 beschleunigt wurde21. Als der Fürst schon drei
Tage später in Neapel ankam22, hatte in Wien der Kongress mit informellen Vorbe-
sprechungen begonnen. Über sein Treffen mit König Murat am 23. September be-
richtete der Fürst später lapidar : »[M]an ist hier in banger Erwartung des Congress
Beschlusses, und Italien bedarf wahrlich einer Organisation und Ordnungseinfüh-
rung.«23 Ansonsten widmete sich Nikolaus in Neapel lieber dem Fortschritt der
Einrichtung der Galerie im Mariahilfer Palais und seinem anschließenden, ersehn-
ten Erholungsurlaub – Nikolaus dachte nicht daran, dabei zu sein, wenn sich die
Mächtigen zur Neuordnung Europas in Wien trafen und die Landkarten Europas
neu ordnen sollten24. Er hatte sich nie ernsthaft um politische Partizipation bemüht
und schien wohl auch seinem Naturell nach ungeeignet, langfristig politische Ab-
sichten und Ziele zu verfolgen. Dem zu erwartenden Stelldichein der Mächtigen
Europas in Wien entzog er sich in seinem ruinierten finanziellen Zustand und
desolaten öffentlichen Ansehen lieber, denn er hätte nicht mehr so, wie noch 1810
in Paris, glänzen können. Stattdessen blieb der Fürst noch bis Ende November in
Neapel, fuhr dann über Florenz25 nach Livorno, um ein Schiff nach Nervi zu bestei-
gen, wo er bis März 1815 sein Winterquartier aufschlug.
Das kleine Nervi östlich von Genua bot, umringt von steilen Bergen, ein außer-
gewöhnlich mildes Klima und war reich an botanischen Besonderheiten, die den
Fürsten ja seit Langem faszinierten. Nikolaus traf die Wahl seines Aufenthaltsor-
tes ungeachtet der politischen Schwierigkeiten, denn die damals noch französische
Ligurische Republik um Genua strebte nach Unabhängigkeit, was einen Aufent-
halt in Nervi nicht ganz ungefährlich machte26. Dennoch beorderte der Fürst kurz
entschlossen Pferde und Stallleute aus Eisenstadt hierher und richtete sich in der
Villa des Marquis de Morando am Meer (heute sog. Villa Saluzzo) häuslich ein27,
während in Wien Weltgeschichte gemacht und ein prächtiges Gesellschaftsleben
zelebriert wurde. Doch Nikolaus schrieb, dass er die südliche Sonne eindeutig
»schwitzenden Bällen und langweiligen Societäten«28 vorzöge. »Le Congres danse
bien, mais il marche mal«29, zitierte sein Sekretär Karner amüsiert den gerade ver-
storbenen Fürsten de Ligne und pflichtete dem Fürsten bei, der sich bei langen
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur