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Ausbau des Museums in Mariahilf 295
179 Vgl. Inventarium der im hochfürstlich Esterházy-
schen Mineralien Cabinet im fürstlichen Haus zu
Mariahilf in Wien vorfindigen Foussilien- Me-
talle- Edelsteine- und Chonchillien, 19. Mai 1817
und 23. Oktober 1824, in : EPA, Inventare :
Erd- und Steinarten (1. bis 8. Schrank) ; Edel-
steine (9. Schrank), darunter 88 Edelsteine,
312 Saphire, 7 Smaragde und andere wertvolle
Steine ; Kalkspat (10. Schrank) ; auf einer großen
Tafel mit 19 Schubladen die Spate und Eisen ;
besondere Schaustücke auf Tafeltischen vor den
Fenstern in den Garten (Feldspate, kristallierte
Quarze, Gestein des Mont Blanc). Metalle im
dritten Zimmer (Goldstufen, Silberstufen, Kup-
fer …), Steine vom Bisamberg bis Peru. Hinzu
kamen später 137 Kupfer- und 109 Silbermün-
zen mit Kaisern, Mosaikgemälde von Raffael
und vier Basreliefs wohl von Thorvaldsen.
180 Bei den Essen sind neben der Plaideux immer
wieder z. B. die Grafen Franz Zichy und Nepo-
muk Esterházy, Baron Leykam, Charles Moreau
und Friedrich von Gentz anwesend (vgl. Gentz
1873, S. 9 [7. Februar 1816]).
181 Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 3. Fe-
bruar 1817, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267 (Nr. 4).
182 Hier wurde im Stillen und auf Nikolaus’ An-
weisung hin am 12. Juli 1815 seine zweite
Enkeltochter Prinzessin Theresia (1815–1894)
geboren, die Therese wohl von Karl Liechten-
stein bekam (vgl. Strobl von Ravelsburg 1907,
S. 208f.). 20.000 Bänden eingerichtet waren. Auch das Modell der berühmten Eisenstädter
Dampfmaschine kündete hier vom bildungs- und fortschrittsbeflissenen Besitzer
des Sammlungspalais. Die Mineraliensammlung befand sich in zwei anschlie-
ßenden, hofseitigen Räumen und wurde gut sichtbar in 18 Glasschränken ver-
wahrt179.
Im sog. Hauptgebäude wurden gleichzeitig Wohn- und Repräsentationsräume
eingerichtet. Im Erdgeschoss gab es zwei Salons und den Speisesaal, der für pri-
vate Essen diente180. Angeschlossen befanden sich Wirtschaftsräume, Küchen und
Personalzimmer, die die Anlage von der Stadt abschirmten. In den Obergeschoss-
räumen des Hauptgebäudes bewohnte Nikolaus ein privates Appartement. Aus-
drücklich und immer wieder betonte er dieses private Refugium, »ohne Ausnahme
für Wohnung und Traktamente verschlossen«181 zu halten182.
Dem Haupt- und Gartengebäude vorgelagert war der Garten, der, auf einem Pla-
teau gelegen, weit über Wien blicken ließ. Nikolaus ließ die Anlage durch wenige
Eingriffe in einen Landschaftsgarten umgestalten, erhielt aber den alten Baum-
bestand fast völlig. Papageienhäuser auf Alabastersäulen, Sitzbänke aus Mahagoni,
Blumenstellagen und die großen Beete vor dem Gartenpalais belebten die grüne
Oase mit farbkräftigen Akzenten. Hierfür waren im Mai 1817 die Antikenkopien
bei Pisani in Florenz bestellt worden.
»Facade des neuen Stallgebäudes«, »Plan zu ebener Erde des neuen
Stallgebäudes«, Planzeichnung von Johann Baptist Pölt nach dem Entwurf von Carl
Ehmann (1777–1829), wohl nach Charles Moreau (1760–1840), 1819. Wiener Stadt-
und Landesarchiv, Archiv des Wiener Stadtbauamtes.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur