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Ausbau der Kunst- und Wissenschaftssammlungen 309
245 Zweiter Schritt des Umzuges 1820 (vgl. EPA,
CD 1820/2798, 18. September 1820).
246 Pálffy, ein studierter Montanwissenschaftler,
hatte wegen Schulden verkaufen müssen, in die
ihn sein Engagement als Theaterunternehmer
geführt hatte.
247 Ferdinand Pálffy, Briefe vom 16., 29., 30. Januar
1816, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 9, Nr. 185.
248 Regèlö, Jg. 1836, 14. Januar 1836, S. 28.
249 Vgl. EPA, CD 1819/3784, 6. Oktober 1819.
Vgl. Kaptitel I, 3.1 dieser Arbeit.
250 Vgl. Köhler 1846, S. 416.
251 Der Fürst brachte z. B. 1828 brillantartig ge-
schliffene und rohe Rheinkiesel aus der Nähe
von Koblenz in die Sammlung (vgl. EPA, CD
1828/2524, 24. Juli 1828).
252 Vgl. Inventar-Rechnung 10, Bildergalerie Wien,
1827, Zuwachs, 20. Oktober 1827, in : EPA,
Inventarrechnungen.
253 Die Sammlung wurde 2010 von Peter und
Simone Huber, Wiener Neustadt, geordnet und
verzeichnet. Vgl. Huber 2009, S. 50–65, Huber
2010.
254 Born, Ignaz von : Catalogue méthodique et rai-
sonné de la collection des fossiles de Mlle. Éléonore
de Raab, 2 Bde., Wien 1790.
255 Vgl. Bertuch 1808–1810, Erstes Heft, S. 164.
256 Vgl. Sitzungsberichte der Mathematisch-Natur-
wissenschaftlichen Classe … 1868, S. 1084, 1086.
257 Schönholz 1914, S. 106.
258 Shelley 1912, S. 305.
259 Vgl. EPA, CD 1817/2938, 10. September 1817.
260 Vgl. EPA, CD 1818/2646, 29. Juni 1818. Sibirien, Smaragden aus Südamerika, Schwefel aus Spanien, Labradorsteinen aus
Nordamerika sowie zahlreichen rohen Edelsteinen, Diamanten, Opalen und Kris-
tallen248. Auch die Sammlung des Naturalienkabinetts von Schloss Eszterház, 1791
von Fürst Anton erworben, kam damals nach Wien249. Damit war Nikolaus’ Samm-
lung um 1820 nach der kaiserlichen Mineraliensammlung die größte des Habsbur-
gerreiches250, für die der Fürst von seinen zahlreichen Reisen Material beibrachte251.
Herausragend ist die 1825 von Nikolaus II. erworbene »kleine aber seltene Mi-
neraliensammlung«, die in eleganten hölzernen Sammlungsschränken in die Ga-
lerieräume gestellt wurde252 und bis heute im Besitz der Stiftung ist253. Ende des
18. Jahrhunderts war diese Sammlung Hunderter Mineralien vom damals bekann-
testen österreichischen Mineralogen Ignaz v. Born (1742–1791) für Eleonore von
Braun angelegt und publiziert worden254. Danach gelangte sie in den Besitz des
Grafen Moritz von Fries (1777–1826), wo sie in dessen Bibliothek im Palais am Jo-
sephsplatz bestaunt wurde255. Nach dem Ruin Fries’ 1824 wurde sie versteigert und
kam über den Professor der Josephs-Akademie, Ferdinand Zimmermann (1775 bis
nach 1842)256, an Nikolaus Esterházy und damit ins Mariahilfer Palais. Die Braun-
Sammlung war also prominentester Provenienz und zeugte von der hohen Qualität
der Wissenschafts- und Kunstsammlungen Nikolaus’ in dieser Zeit, welche sich in
ihrer Anfangszeit in vielerlei Hinsicht an Fries orientiert hatten und sich nun aus
deren aufgelösten Beständen bereicherten.
4.4 Juwelensammlung
Von ganz eigener Qualität und überhaupt nicht der Wissenschaft verpflichtet war
die seit 1817 wesentlich erweiterte Sammlung von Juwelen. Zusammen mit den
Beständen der Forchtensteiner Schatzkammer und den prachtvollen Juwelen- und
Perlenutensilien der großväterlichen Galauniform entstand in den Jahren nach
dem Wiener Kongress eine Sammlung, die eindrucksvoll zum repräsentativen Auf-
putz der fürstlichen Familie diente und als Zeichen ererbter Würde der Standes-
gesellschaft zur Schau getragen wurde. In den Tagebüchern des Friedrich Anton
Schönholz wird beschrieben, dass Hofbälle in Wien von »den alles überstrahlenden
Lichtblitzen zahllos wie Sterne am Himmel ausgesähter Diamanten«257 überstrahlt
wurden. Die Erzherzöge trugen stolz ihre Vliesorden von Diamanten, der Kaiser
seine Diamantenknöpfe, die Kaiserin die Juwelen der Wiener Schatzkammer, und
sie alle wetteiferten in ihrer Prachtentfaltung mit dem Adel und ausländischen Di-
plomaten.
Bei den zeitgenössischen Aufzählungen von Juwelen- und Schmucksammlungen
stand Nikolaus Esterházy immer an erster Stelle. Lady Shelley wusste, dass der
Fürst jedes Jahr große Summen für Juwelenkäufe aufbrachte : »It is no wonder, then,
that the Princess Esterházy’s are considered the finest in Germany, and far superior
to those belonging the Crown.«258
Für seine prachtvolle Ausstattung ließ der Fürst zahlreiche militärische und
zeremonielle Ehrenzeichen in Diamanten und Edelsteinen fassen, wie 1817 den
bayerischen Hubertusorden, den der Wiener Goldarbeiter Anton Rossi fertigte259.
Die meisten Aufträge gingen allerdings an den Wiener Hofjuwelier Johann Anton
Sieber (1787–1842) 260. Im Nachlassinventar Nikolaus’ sollten sich später über 80
wertvolle Preziosen, wie diamantene Knöpfe, Mentenschließen, Gürtel, Tabattieren,
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur