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RÜCKZUG IN DIE
KUNST312 266 Schultes, J. A.: Ueber botanische Gärten in Sachsen
und Preußen, in : Flora oder Botanische Zeitung,
Jg. 1822, Nr. 9 (7. März 1822), S.
129–144,
S. 139.
267 Hinweis auf den Wettbewerb der Sammlungen
Malmaison und Eisenstadt auch in : Tudo-
mányos Gyüjtemény : Reisenotizen über Altenburg,
Eisenstadt, Forchtenstein und Eszterháza, Jg.
1824, zit in : Hárich 1834. Bezug des Inventars
der Weimarer Pflanzensammlung : EPA, CD
1812/3230, 20. Juli 1812, zusammen mit einer
Liste der Eisgruber Exoten.
268 Vgl. EPA, CD 1827/109, 505, 506, 718 (hg.
von Ignaz Derer). Laut Csaplovics 1822, S.
428,
waren es 60.000 Pflanzen.
269 Der Bibliothekar Gaál empfahl 1823 Mikans
Prachtwerk Flora und Fauna Brasiliens zum Kauf
für die Bibliothek (vgl. EPA, CD 1823/1790,
1935, Juni 1823). Mikan war am 24. Dezember
1828 in Eisenstadt (vgl. Gästebuch Eisenstadt,
1828, in : OSK, Han, Quart.-Germ. 1023).
270 Riedl-Dorn 2001, S.
193.
Flora, dass die Sammlungen Kaiserin Joséphines in Malmaison 1815 als die größte
europäische Kollektion dieser Art von den Pflanzensammlungen des Großher-
zogs von Weimar im Belvedere-Garten abgelöst worden seien. Diese Sammlungen,
maßgeblich durch Goethe beeinflusst, fanden wiederum ihren »schönen Rivalen an
jenen des Fürsten Esterhazy zu Eisenstadt«266. Nikolaus war also zusammen mit
den Weimarer Sammlungen, zu denen es ja auch schon vor 1812 zahlreiche Verbin-
dungen gab, zu einem der zwei bedeutendsten Sammler von Pflanzen im deutsch-
sprachigen Raum geworden und stand damit im Wettbewerb mit den wichtigsten
Sammlungen auf dem Kontinent267.
Federführend für den Ausbau und das Sammelprofil war der in Ungarn gebürtige
Hofgärtner Anton Niemeyer (gest. 1839), der ebenfalls aus Liechtenstein- 1808 in
Esterházy-Dienste wechselte. Wie seine Kollegen in den Kunstsammlungen er-
stellte Niemeyer bis 1826 einen Katalog der gesammelten und gezüchteten Pflan-
zen, Graphica Exhibitio Arcis et Horti Kismartoniensis268, der 1827 erschien. Dieses
Druckwerk bewies den systematischen Zugang des Fürsten bzw. seines Sammlungs-
personals zu den Kollektionen und dokumentierte neuerlich das Sammelwesen in
alle Ewigkeit. Dazu trug auch eine Pflanzengattung bei, die nach Nikolaus benannt
wurde : Die Esterhazya (splendida) aus der Familie der Rachenblütler wurde vom
Prager Botaniker Johann Christian Mikan, der mit der neuen Pflanze gerade aus
Brasilien zurückgekehrt war269, nach dem Sammlerfürsten benannt, den »glänzen-
den Förderer der Botanik, der die seltensten Pflanzen aller Länder … sammelt, …
wo sie fröhlich gedeihen und blühen, weit prächtiger als in den anderen hervorra-
genden Treibhäusern Deutschlands«270.
Für diesen Pflanzenschatz mussten beständig die baulichen Anlagen um die
Orangerie und ihre Terrassen erweitert werden. Selbst ein neues Pflanzenhaus Ansicht des Gärtnerwohnhauses an den Treibereien
des Eisenstädter Gartens, Federzeichnung, wohl
nach einem Entwurf von Charles Moreau (1760–
1840), um 1819. Esterházy Privatstiftung, Archive,
Plansammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur