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ENDE342 5 Die Exekution wurde nach Einspruch des zum
Tode Verurteilten erst 1828 vorgenommen. Der
Delinquent war ein Mörder. Todesurteile wurden
jedoch ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
in Ungarn kaum noch gesprochen bzw. exeku-
tiert. Die letzte Verurteilung zum Tode durch
den Esterházy-Herrenstuhl erfolgte 1845 (vgl.
Tobler 1997).
6 So war er nicht dabei, als die Obergespane im
Schlosshof der neuen Kaiserin die Einladung
zur Krönung nach Pressburg überbrachten, und
ließ sich als Kapitän der ungarischen Leibgarde
beim feierlichen Einzug in Pressburg durch Graf
Franz Zichy vertreten. Nur bei der Krönung in
St. Martin selbst stand er in Ehrenformation zur
Rechten des Kaisers.
7 Nikolaus reiste am 12. September an und wohnte
schen Sprache stiftete demgegenüber 1825 der junge Graf István Széchényi seine
gesamten Jahreseinkünfte und setzte dem Reichstag ein Fanal für die Bedeutung
und Notwendigkeit einer ungarischen Emanzipations- und Modernisierungsbewe-
gung. Metternich nannte dann auch die Zusammenkunft der Magnaten 1825 den
Beginn des »revolutionären Übels« in Ungarn.
Anteils- und interessenlos nahm dagegen Fürst Nikolaus II. an den Debatten
teil, denn gesellschaftliche, nationale oder politische Veränderungen waren nicht
sein Ziel. Seine tradierten adeligen Rechte empfand er als selbstverständlich, ohne
sie zu hinterfragen, geschweige denn verändern zu wollen. Noch im März des Jah-
res hatte er als Inhaber des Herrenstuhls einen Untertanen zum Tode verurteilen
lassen5 und rechnete für die Finanzierung seiner Hofhaltung weiterhin fest mit
den Abgaben der untertänigen Bauern. Innovationsstiftender Motor ökonomischer
Veränderung war Nikolaus in den letzten zehn Jahren ebenso wenig, wie er mit
national-ungarischem Mäzenatentum glänzte. Auch seine vom Kaiser übertrage-
nen Ehrenämter nahm Nikolaus schon lange nicht mehr wahr und ließ sich daher
auch bei den Feierlichkeiten im Rahmen der Krönung von Franz’ neuer Gemahlin
zur ungarischen Königin in seiner Funktion als Gardekapitän vertreten6. Jedoch bot
er wieder reichlich Stoff für Gesellschaftsklatsch, als er seine Gattin, Fürstin Maria
Hermenegilde, allein zur Krönung anreisen ließ, während er zusammen mit Marie
Louise Plaideux im Schloss Kittsee abstieg7.
Nikolaus’ völlig passive Haltung gegenüber dem gesellschaftspolitischen Wandel,
sein fehlendes Engagement für Nation und Kaiserreich sowie seine öffentlichen Kaiser Franz I. von Österreich, Gemälde von Thomas
Lawrence (1769–1830). Aus dem Besitz von Erbprinz
Paul (III.) Anton in Chandows House London, Large
Drawing Room. Esterházy Privatstiftung, Schloss
Eisenstadt.
Fürst Clemens von Metternich, Gemälde von Thomas
Lawrence (1769–1830), 1814–1819. Aus dem Besitz von
Erbprinz Paul (III.) Anton in Chandows House London,
Bayed Drawing Room. Esterházy Privatstiftung,
Schloss Eisenstadt.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur