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100 Vgl. Herrichten der Gruft, Schlosserarbeiten,
Silberurne (vgl. MOL, FAE, P163, Fasz. 9,
Nr. 205 ; Fasz. 11, Nr. 285, 316, November–De-
zember 1831).
101 Vgl. MOL, FAE, P163, Fasz. 9, Nr.
204, 27.
März 1832. Die Gruppe stammte auch von
Joseph Klieber, der Gleiches auch für die gräfli-
che Esterházy-Ganna schuf (vgl. Smetana 2008,
Kat.-Nr. 37, S. 199f.). Das Grabmal wurde auf
den heutigen Zentralfriedhof Wien, Gruppe 45
(B), Hain mit Biedermeiergrabmälern, transfe-
riert und ist erhalten.
102 Psalm 70/71, Gotteslob 257, letzte Zeile des
traditionellen Tedeums, das im 19. Jahrhundert
meist für Herrscher und Sieger gespielt wurde :
»Ich habe in Dich vertraut, oh Herr, damit ich
in Ewigkeit nicht verirrt sei.« (1807–1831) gestorben, für die Nikolaus 1831/32 eine Gruft100 und das Grabmal
auf dem ehemaligen Friedhof von Döbling errichten ließ. Das »Denkmal der Liebe
und Freundschaft auch jenseits des Grabes geweiht von ihrem Freunde«, wie es die
Inschrift verrät, ließ Nikolaus vermutlich von Joseph Klieber (1773–1850) gestalten,
der ein klassizistisches Denkmal mit der Skulptur des trauernden Genius schuf.
Trotz seiner finanziellen Entmachtung ließ der Fürst das Denkmal 1832 noch er-
weitern101 und auf der Rückseite vielleicht auch ein ganz persönliches Hoffnungs-
vermächtnis für seine in den letzten Jahren so verirrte Seele anbringen : »In te Do-
mine speravi / non confudar in Eternum.«102
Das Grabmal der jungen Anna von Cronfels blieb letztes Kunstwerk des zeit-
lebens so großzügig Kunstschätze stiftenden, initiierenden, kaufenden und sam-
melnden Fürsten. Es erscheint das ganz private Vermächtnis seiner gescheiterten
Suche nach dem richtigen Weg durch die Zeitläufe, das eigene Leben und das ihm
so Angst einflößende Labyrinth gesellschaftlicher Veränderungen gewesen zu sein.
Ruhelos war Nikolaus immer von den ihm auferlegten Aufgaben, Erwartungen,
Pflichten, dem ihm sozialisierten Geltungsbedürfnis getrieben worden. Zumindest
am Ende seines Lebens suchte er nach Ruhe und seinem Seelenheil im Jenseits.
Das irdische Dasein bot durch die Zwangsverwaltung seiner Ländereien und den
Verlust seiner Würde in der Öffentlichkeit wohl keine Hoffnungen mehr, woran
auch seine Kunstsammlungen nichts mehr ändern konnten.
Doch wie die Lebensleistung Nikolaus’ um die Kunst wurde auch das Cronfels-
Denkmal erst um 1900 wieder in seiner vorhandenen Bedeutung entdeckt und gilt
heute als beispielhaft für die damalige Wiener Grabmalskulptur des Klassizismus
Grabmal der Anna von Cronfels, geb. Tauber (1807–
1831), Geliebte und Freundin von Fürst Nikolaus II.
Esterházy, auf dem ehemaligen Döblinger Friedhof,
1. Frontseite mit dem Genius von Joseph Klieber
(1773–1850), 1831, 2. Rückseite mit dem Relief »Anna
lehrt Maria« von Joseph Klieber (1773–1850), 1832.
Das Grabmal befindet sich heute auf dem Wiener
Zentralfriedhof. Österreichische Nationalbibliothek,
Wien, Bildarchiv.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur