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Die Auflösung der Sammlungen 363
117 Vgl. Vertraute Briefe …, 1837, S. 66.
118 Vgl. Inventar-Rechnung 10, Bildergalerie Wien,
1832, in : EPA, Inventarrechungen ; Catalog der
Gemählde Gallerie Seiner Durchlaucht des Herrn
Fürsten Esterhazy von Galantha, 1833, in : EPA,
Inventare, o. Nr. (Octav).
119 Wiens Kunstsachen …, 1856, S. 74.
120 Aus dem Tagebuch der Fürstin Melanie
Metternich, 22. Januar 1837, in : Metternich-
Winneburg 1882–1884, Teil 2, Bd. 4, S. 162.
121 Georg von Gaáls Vortrag an Paul III. Anton,
1. Januar 1836, in : Inventar der fürstlich Esterha-
zyschen Mineralien und Conchilien Sammlung, in :
EPA, Prot. 5910.
122 Vgl. Trollope 1838, Bd. 2, S. 234 ; Bd. 3, S. 51ff.,
97. Mietvertrag mit Botschafter, 5. August 1836
und 1839, in : MOL, Rep. 21, P108, 144cs.,
Fasz. N, Nr. 16. Vgl. zu dieser Phase der Samm-
lungen und des Mariahilfer Palais : Garas 1999,
S.
146ff.
123 Vgl. Die Verwaltung des Fürst Esterházy’schen
Vermögens durch Graf Franz Zichy …, 1865 ; Die
Verwaltung des Fürst Esterházy’schen Vermögens
durch Graf Franz Zichy. Berichtigung …, 1865 ;
Wessely 1865.
124 Vgl. EPA, DD 1833/4941, o. D. ein letztes Mal in Eisenstadt rezipierte. 70 Funeralwappen kündeten vom Tod des
siebten Majoratsherrn der fürstlichen Esterházy, die jetzt gar als wichtigste adelige
Familie der Erblande bezeichnet wurde117. Nikolaus II. hatte zeitlebens hierfür mit
seiner königlichen Inszenierung des fürstlichen Glanzes verlustreich, aber letzt-
endlich erfolgreich gesorgt – denn es blieben seinem Erben Schulden gigantischen
Ausmaßes und Kunstwerke von unschätzbarem Wert.
3. Die Auflösung der Sammlungen
1832 endete mit der Inventarisierung des Porträts des kleinen Erbprinzen Niko-
laus (IV.), einer angeblichen Dornenkrönung Annibale Carraccis und der Skulptur
Venus und Amor von Antonio de Fabris (1792–1865) aus Rom118 die große Erwer-
bungsgeschichte der Kunst- und Wissenschaftssammlungen von Fürst Nikolaus II.
Von 1794 bis 1824 hatte er eine der bedeutendsten Sammlungen der europäischen
Kunstgeschichte geschaffen, die nun, nach seinem Tode, an seinen Sohn Paul III.
Anton fiel. Dieser erbte die gigantische Zahl von fast 153.000 Objekten in den
Sammlungen in Eisenstadt und Wien. Doch mit diesem Schatz von unschätzba-
rem kulturellem Wert waren auch Schulden von desaströsen Dimensionen auf ihn
gekommen, die u. a. durch die Sammlungsakquise entstanden waren und nun deren
Fortbestand gefährdeten. Es mussten nach dem Tod Nikolaus’ Wege gefunden wer-
den, sein kulturelles und ideelles Erbe zu bewahren.
Der neue Fürst, Paul III. Anton, konnte dem Mariahilfer Museum und den
Kunst- und Wissenschaftssammlungen seines Vaters kaum Beachtung schenken ; er
residierte noch bis 1841 in London und investierte nicht in den Erhalt der Kunst-
werke, obwohl die Esterházy-Galerie mit ihren 700 Gemälden bis in die 1860er-
Jahre aufgrund ihrer Qualität hochgelobt und der spanischen Meister wegen be-
rühmt war, »denn außerhalb Spanien giebt es nur noch zu Paris im Louvre so viele
Spanier«119.
Fürstin Melanie Metternich bedauerte : »… aber die Gemächer des Hauses
Ester hazy in Mariahilf … sind leider nicht gut gehalten. Die Bilder verdüstern sie,
man kann sie nicht beleuchten und die Möbel können sich wahrhaftig nicht mehr
sehen lassen.«120
Auch den vehement propagierten Plan Georg v. Gaáls, »durch ihre Vereini-
gung mit den dortigen Kunstsammlungen ein, deren Glanz und Werth vielver-
sprechendes Museum zu begründen«121, unterstützte der neue Fürst nicht, obwohl
er 1836 seine Majoratsherrschaft wieder von der Sequestur zurückerhalten hatte.
Stattdessen schloss er das Mariahilfer Museum und vermietete dem türkischen
Botschafter das Hauptgebäude und für dessen Feste auch zeitweise das Garten-
palais. Besucher benötigten nunmehr die Genehmigung des Botschafters, um die
Schätze Nikolaus’ II. zu besichtigen122.
Als nach dem Tod von Nikolaus’ Sohn, 1866, sein Enkel Fürst Nikolaus III.
(1817–1894) die Majoratsregierung antrat, kam der Esterházy-Besitz erneut unter
eine Zwangsverwaltung. Diese glaubte, durch Verkäufe von Immobilien und Kunst-
besitz die Finanzen sanieren zu können, die sich mit der Abschaffung der Erbunter-
tänigkeit nach der Revolution von 1848 noch weiter verschlechtert hatten123.
Zunächst wurde nun die Juwelensammlung zum Kauf vorbereitet, deren Bestand
seit 1833 als Majoratspfand von den Schuldnern eingefroren war124. Daher über-
Titelseite aus dem Catalogue of the celebrated
Esterhazy Jewels … will be sold by Auction, by Christie,
Manson and Woods, London 1867.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur